Andacht vom 23.10.2013:
Christus Jesus kam in die Welt, um Sünder zu retten. 1. Timotheus 1,15 (Neues Leben)
Oberhalb des Rheinfalls von Schaffhausen, wo der Rhein noch relativ wild ist, waren zwei Männer mit ihrem Boot umgekippt und trieben hilferufend im Strom. Vom Ufer aus wurde ihnen gerade noch rechtzeitig ein Rettungsseil zugeworfen. Der eine der beiden griff danach und wurde ans Land gezogen. Der andere klammerte sich in seiner Verwirrung und Todesangst an das Boot und trieb mit ihm Richtung Wasserfall in den Tod. Beide hatten nach etwas gegriffen und sich daran festgehalten. Beide hatten im Moment höchster Gefahr ihr Vertrauen auf etwas gesetzt. Beide hatten an etwas "geglaubt". Der Unterschied war: Der eine konnte gerettet werden, der andere nicht.
Es kommt nicht darauf an, dass wir uns an irgendeinen Strohhalm klammern, sondern dass wir nach dem greifen, der uns wirklich rettet. Jesus Christus ist kein brüchiger Strohhalm, sondern das "Rettungsseil", das hält! Er kam in diese Welt, "um Sünder zu retten" - das meint: Menschen aus ihren Gefängnissen herauszuholen. Die meisten Gefängnisse haben keine Gitter und von außen sind sie nicht gleich als solche erkennbar, sondern erst auf den zweiten Blick. Viele Menschen sitzen im Gefängnis des Selbstmitleids, der Verbitterung, der Resignation, der Angst. Wir alle sitzen im Gefängnis der Schuld - und die hat viele Gesichter.
Wenn wir uns mit wachen Augen umsehen und an die vielen Krisen denken, die geradezu wie im Zeitraffer auftreten, dann wird klar, wohin die Reise führt, wenn wir das Rettungsseil, das uns Gott durch seinen Sohn zuwirft, ignorieren oder loslassen. Diese Welt hat Gott den Rücken zugekehrt. Sie lebt zwar von den Grundlagen, die der Schöpfer gelegt hat, aber sie verhält sich wie ein Frosch, der den Teich austrinkt, in dem er lebt.
Viele sehnen sich im Grunde nach den Werten, die Jesus gelebt hat, wagen aber den entscheidenden Schritt nicht, nämlich ihm bewusst zu vertrauen. Dabei geht es beim Glauben nicht um eine Verengung oder Lebensverneinung - ganz im Gegenteil: Es geht darum, aufzuatmen und die wahre Identität zu entdecken.
Der Jünger Johannes schrieb aus persönlicher Erfahrung einen Satz, der mich immer wieder positiv herausfordert: "Wer den Sohn hat, der hat das Leben." (1 Joh 5,12) Wer Jesus kennenlernt und sich ihm anvertraut, findet das ewige Leben!
Burkhard Mayer
Quelle: Andachtsbuch des Advent-Verlags Lüneburg - mit freundlicher Genehmigung.