Andacht vom 02.11.2013:
Es war ein Mensch, der ging hinab nach Jericho und fiel unter die Räuber. Lukas 10,30a
Niemand wird als Räuber geboren. Alle diese Dunkelmänner erblickten das Licht der Welt als liebenswerte Geschöpfe. Allerdings stimmt es, dass vielfach bereits in der Kindheit die Weichen für eine spätere kriminelle "Karriere" gestellt werden.
Was treibt einen Menschen dazu, seine Mitmenschen zu betrügen oder zu berauben? In vielen Ländern gehört es mit zum Überlebenskampf, der aus Kindern und Jugendlichen Räuber werden lässt. Aber dieser Grund dürfte bei uns eher die Ausnahme sein. Hierzulande wünschen sich viele, schnell und leicht zu viel Geld zu kommen. Neid und Habgier sorgen für niedrige Hemmschwellen. Skrupellos vergreift man sich am Eigentum Anderer. Der Geist der Räuber ist heute verbreitet wie zu keiner Zeit vor uns. Ein wesentlicher Grund dafür liegt darin, dass Geld und Besitz zum obersten Gott erhoben worden sind. Davon erhoffen sich viele das große Glück.
Die hinter uns liegende Finanz- und Wirtschaftskrise wurde vor allen Dingen dadurch ausgelöst, dass weltweit gewissenlose "Räuber" namens Investmentbanker und Spekulanten schalten und walten konnten, wie sie wollten. Die Globalisierung feierten sie als Geschenk des Himmels. Das war ihnen aber nur deshalb möglich, weil unzählig viele mitgespielt haben. Alle wollten etwas vom großen Kuchen abbekommen. Als die Blase platzte, war der Katzenjammer groß.
Unser Wohlstand ist nicht nur das Ergebnis von Fleiß und Innovation. Wir hören es nicht gern, aber Menschen in Billiglohnländern haben daran einen maßgeblichen Anteil, dass es uns so gut geht. Weil viele keine andere Wahl haben, arbeiten sie für einen Hungerlohn, um überleben zu können. Ein weiteres Problem ist die räuberische Ausbeutung von Rohstoffen. Alle moralischen Maßstäbe werden über Bord geworfen, um satten Profit zu machen. Natürlich fallen auch einige Brosamen von den Tischen der westlichen Welt, aber die eigentlichen Nutznießer bleiben die Reichen.
Was tun? Wir werden den Lauf der Zeit nicht aufhalten, aber wir können punktuell Zeichen setzen. Nachzudenken wäre ein erster Schritt. Bei Billigprodukten muss man fast immer davon ausgehen, dass ein Familienvater, eine alleinerziehende Mutter oder sogar ein Kind für mich ausgebeutet worden sind. Ein überlegter und genügsamer Lebensstil kann dem räuberischen Ungeist entgegenwirken.
Wilfried Krause
Quelle: Andachtsbuch des Advent-Verlags Lüneburg - mit freundlicher Genehmigung.