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Andacht vom 19.01.2014:

Von weit her ist der HERR seinem Volk erschienen; er sagt: "Ich habe nie aufgehört, dich zu lieben. Ich bin dir treu wie am ersten Tag." Jeremia 31,3 (Gute Nachricht Bibel)

Zu dieser Aussage über die Liebe Gottes zu seinem widerspenstigen Volk habe ich in dem Roman Die Teilacher von Michel Bergmann eine kleine Geschichte gefunden. Die Teilacher waren jüdische Handlungsreisende, die von Haus zu Haus gingen und Waren anboten - auch noch kurz nach dem Zweiten Weltkrieg. Solch ein Teilacher besuchte eine Synagoge.

Die Oberrabbinerin fragte ihn: "Glauben Sie eigentlich an Gott, Herr Bergmann?"

"Wenn ich ehrlich sein soll, eigentlich nicht."

"Was machen Sie dann hier in der Synagoge?"

",Er glaubt an mich´, sagte ich, ,und ich will ihn nicht enttäuschen.´"

Im ersten Augenblick habe ich darüber gelacht. Aber nach einigem Nachdenken wurde mir klar: So etwas geschieht doch häufig - das Schwanken zwischen Glauben und Unglauben. Man sitzt auf einer Glaubensschaukel und kommt vor lauter Verwirrung oder widerstreitenden Gedanken nicht zur Ruhe.

Es kommt vor, dass ein Gemeindemitglied ab und zu den Gottesdienst besucht und bald danach bricht der Kontakt zur Gemeinde ab. Als ich einmal solch einen Glaubensbruder fragte, ob er seine Mitgliedschaft aufkündigen wolle, verneinte er, denn er werde irgendwann vielleicht wiederkommen.

Der Teilacher Bergmann verspürte sein Bedürfnis nach Gott, wollte aber nicht mit ihm Ernst machen. Dennoch wollte er sich Gott warmhalten, ihn nicht enttäuschen. Was für eine Zerreißprobe!

Einerseits möchte man Gott als Notnagel behalten, andererseits aber den Glauben an ihn nicht so ernst nehmen. So kommt es im Leben zu Widersprüchen. Die Geschichte Israels ist dafür ein klassisches Beispiel. Gott als Rettungsanker aus der Sklaverei - sehr willkommen! Als sie endlich frei waren, wollten sie allerdings den Götzendienst fortsetzen!

Wie geht Gott nicht nur mit Israels, sondern auch mit unserer Zwiespältigkeit um? Wäre Gott menschlich, könnte er uns nicht aushalten. Aber seine Liebe zu uns ist göttlicher Natur, niemals schwankend: "Ich habe nie aufgehört, dich zu lieben. Ich bin dir treu wie am ersten Tag." Er glaubt an uns! Welch einen wunderbaren Gott haben wir!

Wilfried Meier

Quelle: Andachtsbuch des Advent-Verlags Lüneburg - mit freundlicher Genehmigung.

 

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