Andacht vom 18.01.2014:
Das ist ein köstlich Ding, dem HERRN danken und lobsingen deinem Namen, du Höchster. Psalm 92,2
Manchmal sollte doch das "Lutherdeutsch" die erste Wahl bleiben, obwohl andere Übersetzungen durchaus ihre Berechtigung haben und hilfreich für das bessere Verständnis sein können. Wenn also unser geschätzter Reformator und exzellenter Rhetoriker Martin Luther etwas als "ein köstlich Ding" bezeichnet, muss das wohl mehr sein als nur einfach gut oder schön. Selbst in der heutigen Umgangssprache ist es ein Unterschied, ob jemand sagt, "das hat mir gut geschmeckt" oder "das war köstlich!". Und wenn im Rückblick auf eine Veranstaltung nur kommentiert wird: "Es war recht schön", klingt das ziemlich blass gegenüber der begeisterten Aussage: "Wir haben uns köstlich amüsiert; es war richtig toll!"
In der gesamten Lutherbibel gibt es außer dem obigen Andachtswort nur noch vier weitere Texte, die "köstliche Dinge" beschreiben: "Denn unseren Gott loben, das ist ein köstlich Ding." (Ps 147,1b) "Es ist ein köstlich Ding, geduldig sein und auf die Hilfe des HERRN hoffen." (Kla 3,26) "Es ist ein köstlich Ding für einen Mann, dass er das Joch in seiner Jugend trage." (Kla 3,27) und "Es ist ein köstlich Ding, dass das Herz fest werde, welches geschieht durch Gnade." (Hbr 13,9b)
All das ist unverzichtbar für jeden, der in einer gesunden Beziehung zu Gott leben möchte. Bei diesen hier aufgezählten "köstlichen Dingen" geht es nicht um irgendwelche erstrebenswerten Besitztümer, Karrieresprünge oder Machtbefugnisse. Vielmehr werden wesentliche geistliche Werte und die Glaubenspraxis von Menschen angesprochen, die Ursprung, Sinn und Ziel ihres Lebens erkannt haben. Und es geht vor allem darum, nicht dem Irrtum zu erliegen, es Gott aus eigener Kraft recht machen zu können und ihm ständig "Erfolge" präsentieren zu müssen.
Somit sind die genannten "köstlichen Dinge" nicht geeignet für fromme "Macher und Schaffer" mit Imponiergehabe, sondern nur für solche Gläubige erstrebenswert, die selbst in schwierigen Zeiten geduldig mit der Hilfe des Herrn rechnen: Sie vertrauen darauf, dass Gott in seiner Gnade für die Festigkeit ihres Herzens (Hbr 13,9; nicht zu verwechseln mit Hartherzigkeit!) und ihre Standhaftigkeit sorgt.
Wer in dieser Gesinnung lebt, hat Grund genug, immer wieder neu dem Herrn zu danken und ihn zu loben - denn auch das ist "ein köstlich Ding"!
Jürgen Schammer
Quelle: Andachtsbuch des Advent-Verlags Lüneburg - mit freundlicher Genehmigung.