Andacht vom 01.03.2014:
Der HERR denkt an uns und segnet uns. Psalm 115,12a
Dieser Leitspruch wurde mir wichtig, als die vertrauten Pfade der täglichen Routine in einen Umweg - wenn es denn einer war - führten. Wenn Unvorhergesehenes geschieht, wenn Pläne und Termine plötzlich keine Rolle mehr spielen, wenn uns die Freiheit über unser Tun und Lassen abhandenkommt, dann fragen wir oft, ob Gott an uns denkt und uns hilft. Anlass dafür gibt es genug: kleine wie große Enttäuschungen und Misserfolge, Krankheit, Leid ... Solange alles seinen gewohnten Gang geht, sind wir uns Gottes Wohlwollens bewusst. Wir glauben, die Zügel unseres Lebens in der Hand zu halten und dass er es gut mit uns meint. Wenn uns aber das Heft aus der Hand gleitet und wir in Not geraten, zweifeln wir schnell an seiner Güte. Warum lässt er uns in diese Situation hineingeraten, anstatt uns herauszuhelfen?
Mit dem Psalmdichter bekennen wir: "Unser Gott ist im Himmel; er kann schaffen, was er will." (V. 3) Ob er sich ebenso intensiv Gedanken über mein Wohlergehen macht wie ich selbst? Das fragte ich mich, als mir eine Krankheit die Abhängigkeit von Umständen jenseits meiner Kontrolle deutlich machte. Was ich wollte - oder mir zumindest wünschte -, wusste ich, aber ob Gott dasselbe im Sinn hatte?
In dieser Situation wurde mir die Bedeutung der Aussage bewusst, die den Höhepunkt in Psalm 115 bildet: "Der HERR denkt an uns und segnet uns." Verliebte denken ständig aneinander. Wenn wir mit einem wichtigen Projekt beschäftigt sind, müssen wir laufend daran denken. Es beschäftigt uns bis tief in die Nacht, taucht in unseren Träumen auf und ist das Erste, woran wir beim Aufwachen denken. Gott denkt an uns - das heißt, er wendet den Blick nicht von uns ab und wichtigeren Dingen zu. Seine Aufmerksamkeit gilt ungeteilt seinen Geschöpfen, seinen Kindern, uns.
An jemand zu denken ist eine Sache, ihm oder ihr etwas Gutes zu tun, eine andere. Bei Gott trifft beides zusammen: Er denkt an uns und segnet uns. Segen schließt alles Gute ein, das von Gott kommt: Leben und Liebe, Kraft und Gesundheit, Glück und Erfolg. Auch an weniger guten Tagen - vielleicht gerade dann - ist er bei uns und beschenkt uns auf seine Weise.
Als mir das neu bewusst wurde, begann ich den Text in der Ich-Form zu lesen: "Mein Herr denkt an mich und segnet mich." Wer so in den Tag oder die Nacht hineingeht, weiß: Gott ist für mich, was auch immer geschehen mag.
Rolf J. Pöhler
Quelle: Andachtsbuch des Advent-Verlags Lüneburg - mit freundlicher Genehmigung.