Andacht vom 09.06.2014:
[Jesus sagte:] "Bei euch muss es anders sein! Wer von euch groß sein will, soll euer Diener sein." Markus 10,43 (Gute Nachricht Bibel)
Nicht nur die Weltgeschichte, sondern auch die Politik und der Alltag beweisen, wie sehr das Streben nach Größe das Denken und Handeln der Menschen bestimmt. Die Folge: Es wird rücksichtslos über andere hinweggegangen.
Der Zusammenhang, in dem Jesus das Andachtswort an seine Jünger richtete, macht deutlich: Selbst die enge Verbundenheit mit ihm bewahrt nicht vor dem Verlangen nach Größe und Macht. Johannes und Jakobus hatten Jesus um die Ehrenplätze für den Tag erbeten, an dem er seine Herrschaft aufrichten und sein "Kabinett" zusammenstellen würde. Daraufhin platzte den übrigen Jüngern der Kragen. Warum waren sie so aufgebracht über die beiden? Waren sie zutiefst überzeugt, dass in der Nachfolge Jesu keiner über dem Anderen steht, oder suchte jeder von ihnen insgeheim Gleiches für sich selbst?
Das Streben nach Größe untergräbt die Gemeinschaft - damals wie auch heute. Jesus wusste um diese Wirklichkeit. In der Welt herrscht das Prinzip "Entweder Hammer oder Amboss sein". Viele bemühen sich, so häufig wie möglich Hammer zu sein, der die Schläge auf die Anderen gibt.
Seinen Nachfolgern legte Jesus Christus ein anderes Prinzip nahe: "Wer von euch groß sein will, soll euer Diener sein." Und er lebte dieses Prinzip ihnen auch vor - beispielsweise vor dem Abendmahl, als er seinen Jüngern die Füße wusch und damit den Dienst eines Sklaven verrichtete (Joh 13,5.14).
Dieses Prinzip soll seine Gemeinde ihrer Umwelt vorleben. Größe, die Andere erniedrigt (und sei es auch nur unterschwellig oder auf moralisierende Weise), und Macht, die Andere ohnmächtig macht, darf es unter Verantwortlichen und Gliedern der Gemeinde Christi nicht geben. In ihr gelten nur der Dienst, der Andere groß macht, und die Vollmacht, die Andere stärkt. Paulus erinnerte die Christen daran, als er schrieb: "Habt im Umgang miteinander stets vor Augen, was für einen Maßstab Jesus Christus gesetzt hat." (Phil 2,5 GNB)
Danke, Herr, dass du uns vorgelebt hast, was du von uns erwartest. Danke, dass du nichts von uns verlangst, wozu du uns nicht zugleich befähigst!
Manfred Böttcher
Quelle: Andachtsbuch des Advent-Verlags Lüneburg - mit freundlicher Genehmigung.