Andacht vom 10.06.2014:
Ihr begehrt und habt nichts; ihr schmiedet Pläne und tötet, und bekommt nichts. Ihr seid neidisch auf das, was andere haben, und könnt es nicht bekommen; also kämpft und streitet ihr, um es ihnen wegzunehmen. Jakobus 4,2 (Neues Leben Bibel)
"Abel, steh auf!", schrie Kain. Er warf sich neben seinen Bruder auf den Ackerboden, seine Hände krallten sich in die harte Erde. "Abel, steh auf!" Doch sein Bruder stand nicht mehr auf.
Totgeschlagen! Kain war zum Mörder geworden. Er hatte Gott nicht verstanden. Wieso sollte auf Abels Opfer Segen liegen und auf seinem nicht? (1 Mo 4,3-5.8) Diese unverständliche Ungerechtigkeit schrie zum Himmel. Die dramatische Geschichte von Kains Mord an seinem Bruder Abel gehört zu den ersten dunklen Berichten der Bibel. Sie thematisiert eine Gefühlsregung, die seitdem unzählige Menschenleben negativ beeinflusst hat: den Neid. "Wieso hat der Andere, was ich nicht habe?" "Wieso hat sie/er es besser getroffen? Dabei ist sie/ er doch kein besserer Mensch als ich!" Die Brüder Kain und Abel brachten Gott ihre Opfer dar: Früchte des Feldes und die Erstgeborenen der Herde. Aber nur Abels Opfer "sah der HERR gnädig an", so steht es im Bericht (1 Mo 4,4) - ohne eine Begründung. Wieso er und nicht ich?, mag sich Kain gedacht haben.
Gott ermahnte ihn, "Gutes im Sinn" zu haben (V. 7 GNB), doch Kains Verärgerung fraß sich durch seine Eingeweide. Sein Neid auf den unverdienten Segen des Bruders wuchs und ballte sich in seinen Fäusten zu unbändiger Wut. So kam es, dass Kain Abel totschlug.
Aus Neid kann sogar ein Mordplan erwachsen, so wie dies auch bei Satan, dem "Vater der Lüge", dem "Mörder von Anfang an" geschah (Joh 8,44).
Kann der, der heute neidisch ist, morgen zum Mörder werden? In den meisten Fällen wird derjenige, dem etwas geneidet wird, nicht erschlagen. Doch im Sinne der Bergpredigt, in der Jesus nicht erst die vollendete Tat als Sünde bezeichnete, sondern bereits deren Vorstufen, müssen wir einsehen: Wer neidisch ist, ist letztlich ein Mörder.
Im übertragenen Sinne erschlägt auch heute Kain überall auf der Welt seinen Bruder. Und Kain -das ist jeder von uns, der einem anderen Menschen sein Glück nicht gönnt und in Wut und Selbstmitleid versinkt. Besser, wir nehmen - anders als Kain - die Ermahnung Gottes an!
Ralf R. Eigenbrodt
Quelle: Andachtsbuch des Advent-Verlags Lüneburg - mit freundlicher Genehmigung.