Andacht vom 05.07.2014:
Wohl dem, dem die Übertretungen vergeben sind, dem die Sünde bedeckt ist! Wohl dem Menschen, dem der HERR die Schuld nicht zurechnet, in dessen Geist kein Trug ist! Psalm 32,1-2
Der Begriff "Sünde" ist heutzutage ein allgemein verpönter Begriff, aber neben den Begriffen Glaube und Liebe spielt er in der Bibel eine große Rolle. Er ist sehr vielschichtig und hat unterschiedliche Bedeutungen. Wir wollen uns einmal verschiedene vergegenwärtigen.
Drei grundlegende "Kategorien" des Begriffes Sünde finden wir in dem zitierten Andachtswort:
"Übertretung" (hebr. pescha) bedeutet Rebellion, Auflehnung gegen Gott und gegen seinen Willen; dabei geht es um eine bewusste, willentliche Grundhaltung des Menschen gegen Gott.
"Sünde" (chatah) meint die Verfehlung des richtigen Zieles trotz bester Absichten (wie bei einem Bogenoder Gewehrschuss), das Abweichen vom rechten Weg. Es handelt sich um unbeabsichtigtes Fehlverhalten. Dies bedeutet auch das häufigste Wort im Neuen Testament für Sünde (hamartia).
"Schuld" (awon) bedeutet eigentlich Krümmung, Verkehrung; hierbei geht es um absichtlichen Ungehorsam. Im Neuen Testament werden dafür die Begriffe Gesetzlosigkeit, Ungerechtigkeit, d. h. Unrechtstat, und Übertretung benutzt.
Diese verschiedenen Kategorien der Sünde (es gibt noch einige mehr, z. B. die Unterlassung des Guten; Jak 4,17) sind jedoch alle nur eine Auswirkung der Kernsünde, die Jesus so definierte: "... nicht an mich glauben" (Joh 16,9). Glauben meint hier nicht, bestimmte Überzeugungen über ihn zu haben, sondern eine Vertrauens- und Liebesbeziehung mit ihm zu unterhalten. Die Kernsünde besteht also darin, sein Leben ohne eine lebendige Glaubensbeziehung mit Jesus zu leben, mit anderen Worten: aus eigener Kraft nach eigener Regie zu leben. Dabei braucht man sich nicht unbedingt schlecht zu verhalten.
Die gute Nachricht des Evangeliums bezüglich der Sünde ist: Die Gerechtigkeit, die Christus besaß und durch seinen Opfertod uns zugänglich gemacht hat, bedeckt alle diese Kategorien der Sünde ganz und gar (siehe Jes 61,10)! Die Kernsünde und jede Rebellion gegen Gott müssen jedoch aufgegeben werden, ehe uns die Gerechtigkeit Christi bedecken kann. Dies machte David im Andachtstext deutlich, indem er den Menschen seligpries, "in dessen Geist kein Trug" (wörtlich: keine Falschheit) ist.
Werner E. Lange
Quelle: Andachtsbuch des Advent-Verlags Lüneburg - mit freundlicher Genehmigung.