Andacht vom 23.03.2005:
Die tiefe Kluft
Ich suchte überall nach einem, der in die Bresche springen ... würde, damit ich es (mein Volk) nicht vernichten müsste. Hesekiel 22,30 (Die Gute Nachricht)
Eine Sage erzählt, dass einst in Rom ein schweres Erdbeben wütete, bei dem die Erde aufriss. Die Menschen versuchten vergeblich, den Schlund zu füllen. Da trat ein Prophet auf und verkündete, der tiefe Spalt werde sich erst dann schließen, wenn die Stadt Rom bereit sei, ihr Bestes zu opfern.
"Mein Bestes", erklärte ein junger Ritter, "ist mein Herz." Er sprang mit seinem Ross in die Tiefe, und die Erde schloss sich über ihm.
Ein viel schrecklicherer Abgrund hat sich zwischen Mensch und Gott aufgetan. Die Bibel beschreibt das als "Sünde". Ein ähnliches Wort, "Sund", bezeichnet einen Meeresarm zwischen einer Insel und dem Festland. Zwischen der Insel Rügen und der Stadt Stralsund zum Beispiel befindet sich der Strelasund. Wie diese Meerenge Rügen vom Festland trennt, so trennt uns die Sünde von Gott. Doch Gott "suchte nach einem, der in die Bresche springen würde".
Wir Menschen können die Kluft zwischen uns und Gott nicht überbrücken, so sehr wir uns auch darum bemühen. Was hat man nicht alles getan! Religionen, Weltanschauungen, Philosophien waren bemüht, den Riss zu heilen. Vergeblich! Deshalb ist Gott selber in den Abgrund gesprungen. Christus hat sich für uns alle geopfert, um die Kluft zwischen Mensch und Gott zu beseitigen. So wurde Jesus zur Brücke zwischen Gott und Mensch.
"Ich bin der Weg, der zur Wahrheit und zum Leben führt", sagt Jesus. "Einen anderen Weg zum Vater gibt es nicht." (Jo 14,6 GN)
Kurt Selchow
Quelle: Andachtsbuch des Advent-Verlags Lüneburg - mit freundlicher Genehmigung.
