Andacht vom 24.03.2005:
Irre werden?
Wehe dieser Welt, weil sie so ist, dass Menschen in ihr an Gott irre werden. Das muss zwar so kommen; aber wehe dem Menschen, der daran mitschuldig wird! Matthäus 18,7 (Die Gute Nachricht 1997)
Die Welt, in der wir leben, ist weder absolut böse noch absolut gut. Es gibt Zeiten des Glücks und Zeiten voll Schmerz. Unser Blick geht über den Zauber einer Landschaft - und irgendwo mittendrin verendet ein Tier. Wir bewundern die Schönheit eines Platzes - den Dom, das Schloss, drum herum geschäftiges Treiben. Doch was spielt sich hinter den Fassaden ab, hinter den Mauern des nur wenige hundert Meter entfernten Krankenhauses? Weil die Welt so ist, wie sie ist, können Menschen an Gott irre werden. "Und das soll ein Gott der Liebe sein?" fragen sie.
Das Böse ist nicht Gottes Schuld. Die Welt war gut, aber der Mensch hat das Böse hereingelassen und lässt es immer von neuem herein. Darum muss vieles so kommen, wie es kommt.
Die Gefahr ist groß, dass wir das Böse als Schicksal hinnehmen oder uns am Bösen beteiligen. Wir sprechen dann von "Schuldverstrickung" oder sagen: Die Dinge sind nun mal nicht anders, was bleibt mir weiter übrig, alle machen es ja so. Richtig ist, dass es nicht in unserer Macht steht und auch nicht unsere Aufgabe ist, die Welt in ein Paradies zurückzuverwandeln. Aber an meinem Platz und nach meiner Erkenntnis sollte ich das Böse beim Namen nennen und mich ihm entgegenstellen. Das kann mir Unannehmlichkeiten bringen, meine Karriere gerät in Gefahr, irgendwelche Leute gucken mich schief an. Vielleicht verliere ich vermeintliche Freunde. Letztlich aber gewinne ich. Denn Gott segnet diejenigen, die anderen helfen, nicht an ihm irre zu werden. Ich erinnere mich mit großer Dankbarkeit der Menschen, die mir Glaubenshilfe geworden sind. Meist wissen sie das gar nicht. Aber ihr Beispiel hat mir geholfen.
Dieter Leuten
Quelle: Andachtsbuch des Advent-Verlags Lüneburg - mit freundlicher Genehmigung.
