Andacht vom 27.04.2005:
Wo bleibt der Segen?
Ich will dich segnen ... und du sollst ein Segen sein. 1. Mose 12,2
Man muss nicht weit blättern in der Bibel; schon auf den ersten Seiten findet sich diese Verheißung Gottes. Wollte man zählen, wie oft sie ergeht, so könnte selbst die große Zahl die Fülle des verheißenen Segens nicht fassen. Schauen wir sie uns an, die Männer und Frauen der Bibel: Abraham, Isaak, Jakob ... Wird an ihnen erkennbar, was ein gesegnetes Leben ist? Worin besteht es überhaupt: Ansehen, Reichtum, Gesundheit, Erfolg? All diese Wohltaten nimmt der Gläubige aus Gottes Hand. Aber was, wenn sie ausbleiben oder gar wieder genommen werden? Wo ist dann der Segen? Er kann gar nicht genommen werden, sondern bleibt beständig, selbst in schweren Tagen, wenn alles dagegen spricht. Segen verwirklicht sich - vielleicht erst recht - im göttlichen Trost, in Gottes Barmherzigkeit und im Frieden. Paulus schrieb an die Epheser: "Gelobt sei Gott ... der uns gesegnet hat mit allem geistlichen Segen im Himmel durch Christus." (Eph 1,3)
So gilt denn auch uns: "... du sollst ein Segen sein." Die Lebensart heute ist geprägt von Misstrauen, Skepsis, Kritik, Entfremdung. Mancher fühlt sich als "gebranntes Kind" und zieht sich zurück. In solch einer Umwelt sagt Gott zu seinen Kindern: "Du sollst ein Segen sein." Wichtigste Voraussetzung dafür ist das Versöhntsein. Erst wenn die gestörte Verbindung zum Nächsten wiederhergestellt ist, wenn Vorwürfe oder Verdächtigungen ausgeräumt sind, kann Segen fließen. Und welcher Nachfolger Jesu möchte nicht unter der Verheißung stehen? Doch dann sollte man auch bereit sein, Segen nicht nur zu empfangen, sondern auch weiterzugeben: im guten Wort, im Trost, in der Fürbitte, im Dank.
Renate Poller
Quelle: Andachtsbuch des Advent-Verlags Lüneburg - mit freundlicher Genehmigung.