Andacht vom 28.06.2005:
Höhen und Tiefen
Es ist genug, so nimm nun, Herr, meine Seele; ich bin nicht besser als meine Väter. 1. Könige 19,4b
Er wollte wirklich sterben. Dabei hatte er erst Tage zuvor seinen größten Triumph erlebt - aber von jetzt auf gleich ist ganz plötzlich die Luft raus. Er läuft um sein Leben, und der "Burnout" schlägt auf der ganzen Linie zu: "Es ist genug, Herr..."
Der größte Gottesmann seiner Zeit ist wirklich am Ende. So sehr, dass nicht mal ein Engel des Herrn ihn wieder auf die Beine bringt. (Also, wenn mir der Allmächtige zum Aufwecken mal einen Engel senden würde - beim besten Willen könnte ich nicht weiterschlafen ...)
"Dürfen" Menschen, die an Gott glauben, mit ihm leben und mit ihm rechnen, Depressionen haben? Hat jemand, der plötzlich nur noch Abgrund vor sich sieht, nicht vielleicht doch zu wenig gebetet, zu wenig gerungen, zu wenig geglaubt?
Die Antwort gibt der Herr auf seine Weise, und sie ist überraschend originell.
Kein Wort des Tadels, nicht einen kritischen Satz schreibt der Allmächtige seinem treuen, abgekämpften Diener ins Stammbuch. Er weiß ja, was Elia nötig hat in dieser Lage: nicht disziplinarische Maßregelung und dogmatische Belehrung, sondern Erfrischung und Ermutigung - und eine neue Perspektive. Zum Sterben war's noch viel zu früh. Es gab ja noch so viel zu tun!
Habe ich jetzt deine Geschichte erzählt? Fühlst du dich vielleicht gerade in diesen Tagen und Wochen so wie Elia damals unter dem Wacholder? Falls das so ist, dann lass dir sagen: Du bist nicht allein. So wie du fühlen Tausende, und das hat nichts mit Gottlosigkeit und Glaubensmangel zu tun. Elia war nicht am Ende, weil er gottlos, sondern weil er bis zum völligen Zusammenbruch für Gott im Einsatz war. Kommt dir das bekannt vor? Dann ist seine Geschichte tatsächlich deine Geschichte, und auch für dich liegt ein göttliches "Kraftpaket" bereit. Der Herr hat noch was mit dir vor. "Es ist genug ..."? Noch lange nicht, denn das Beste kommt erst noch - und es könnte heute sein!
Friedhelm Klingeberg
Quelle: Andachtsbuch des Advent-Verlags Lüneburg - mit freundlicher Genehmigung.