Andacht vom 01.11.2005:
Besser als 6 aus 45!
Bitte, was ich dir geben soll. 1. Könige 3,5
Dieses Angebot Gottes ist ein Haupttreffer. Wer bekommt schon eine solche Chance? Die Welt liegt einem zu Füßen. Und wie war es dazu gekommen?
Salomo hatte Gottesdienst gefeiert mit 1000 Brandopfern. Ein Gottesfest der Extraklasse. Davon sprach man noch 400 Jahre später. Und Gott antwortete. Beim genaueren Hinsehen fallen aber einige Ungereimtheiten auf.
Da hat doch Salomo, gegen Gottes Willen, eine Tochter des ägyptischen Pharaos geheiratet. Und trotzdem naht er sich zu Gott. Und dann wurde der Altar noch auf die Höhen gestellt, dort wo anderen kananäischen Göttern seit Generationen gedient wurde.
Diese Gottesdienste werden überall in der Bibel gebranntmarkt, ja diese Höhenheiligtümer waren immer wieder Ziel einer Glaubensreformation, wurden vielfältig zerstört. Und gerade dort opfert Salomo - und Gott hört. Ja, er begegnet ihm obendrein danach noch im Traum und erfüllt ihm den Wunsch aller Wünsche. Dies passt nicht in mein bisheriges Gottesbild. Ist denn Gott mal so und dann wieder anders? Ist er nicht konsequent? Müsste er Salomo für einen solchen Frevel nicht sofort bestrafen? Kann man denn da überhaupt von einem Gottesdienst sprechen - oder ist es auf Grund des Ortes nicht ein Götzendienst?
Hier tritt ein Gott der Barmherzigkeit und Geduld auf den Plan. Sein Weg mit Salomo hat hier gerade erst angefangen. Mit großer Güte begegnet er diesem jungen König, der es gut meinte.
Wie viel Toleranz steckt in meinem großen Gott? Ist dies sein Geheimnis des "Ich bin, der ich bin, und werde sein, der ich sein werde"? Bin ich nicht schon für manchen viel zu eng gewesen mit meinen "privaten" Gottesdienstvorstellungen? Richtet sich Gott nach meinen Überzeugungen oder nach dem gut gemeinten Herzen des jungen Mannes?
Wenn ich heute zum Gottesdienst gehe, werden mir sicherlich auch einige Dinge begegnen, die ich anders machen würde oder über die ich anders denke. Nicht jeder teilt mein Gottesbild und meine Erfahrungen, die ich mit Jesus gemacht habe. Ich möchte mir heute einen Blick von Gott schenken lassen, mich zurücknehmen - und still auf Gottes Segen warten - vielleicht hält er mir ja auch nach dem Gottesdienst unerwartet ein solches Traumangebot bereit.
Ralf R. Eigenbrodt
Quelle: Andachtsbuch des Advent-Verlags Lüneburg - mit freundlicher Genehmigung.