Andacht vom 18.11.2005:
Der Herr vergisst uns nie!
Jerusalem klagt: "Ach, der Herr hat mich im Stich gelassen, er hat mich längst vergessen! Doch der Herr antwortet: Kann eine Mutter ihren Säugling vergessen?... Und selbst wenn ... - ich vergesse dich niemals!" Jesaja 49,14.15 (Hoffnung für alle)
In diesen zwei Versen ist viermal vom Vergessen die Rede. Vergessen heißt, aus dem Gedächtnis herausgefallen - in diesem Fall aus dem Gedächtnis Gottes. Gibt es etwas Schlimmeres, als wenn Gott uns vergisst?
Doch der Prophet überbringt gute Nachricht, denn die Wirklichkeit sieht anders aus. Keine Mutter wird jemals ihr Kind vergessen, und selbst wenn dieser eigentlich unvorstellbare Fall einmal eintreten sollte, dürfen wir doch absolut sicher sein: Gott vergisst uns nie.
Diese gute Nachricht war schon zur Zeit des Propheten Jesaja für das historische Gottesvolk von geradezu existenzieller Bedeutung. Israel befand sich in Babylonischer Gefangenschaft. Der militärische Sieg der Babylonier galt nicht zuletzt als Beweis der Stärke der babylonischen Götter. Was konnte der Gott Israels schon gegen sie ausrichten, der sein Volk in eine derart trostlose Lage geraten ließ?
Doch mitten in dieser Trostlosigkeit tritt Jesaja auf und ruft den aus ihrer Heimat vertriebenen Israeliten zu: "Habt keine Angst! Gott ist immer noch auf eurer Seite. Und ganz gleich, was in Zukunft geschieht: Er wird euch nicht vergessen!"
Das macht mir Mut, denn was damals für Israel galt, gilt bis heute uneingeschränkt für alle, die ihre ganze Hoffnung auf diesen Gott setzen. In diesem Sinne schrieb der Apostel Paulus an die Christen in Rom (Rö 8,38): "Denn da bin ich ganz sicher: Weder Tod noch Leben, weder Engel noch Dämonen, ... weder Himmel noch Hölle oder sonst irgendetwas können uns von der Liebe Gottes trennen, die er uns in Jesus Christus, unserem Herrn, bewiesen hat." Darauf will ich vertrauen, auch an diesem Tag.
Gerhard Meliert
Quelle: Andachtsbuch des Advent-Verlags Lüneburg - mit freundlicher Genehmigung.