Andacht vom 06.12.2005:
Boas und Rut
Breite den Zipfel deines Gewandes über deine Magd, denn du bist der Löser. Rut 3,9
Hut ab vor der Moabiterin Rut, die ihre Heimat, ihre Kultur und ihre Religion aufgab, weil sie etwas Besseres fand. Und zweimal Hut ab vor Boas. Ohne ihn hätte es kein "Happy End" gegeben, sondern Rut hätte von einem Bauern zum anderen ziehen müssen, um für sich und Noomi den Lebensunterhalt verdienen zu können. Niemand hätte sie vor der Willkür egoistischer Männer geschützt, geschweige denn darauf geachtet, dass sie ordentlich bezahlt und nicht ausgenutzt wurde. Doch Boas ist das Schicksal dieser ausländischen Witwe nicht gleichgültig. Er ist reich und angesehen, aber er ist sich nicht zu schade, eine arme Aushilfsarbeiterin zu schützen.
Woher kommt das? Hat er ein weiches Herz? Oder kann er sich in Menschen einfühlen, die aus einer anderen Kultur kommen, mit einer fremden Religion aufgewachsen sind und nun unter dem auserwählten Volk Gottes Zuflucht suchen? Seine Mutter Rahab war eine berühmte Gastwirtin in Jericho gewesen. Als Salmon, ein Fürst aus dem Stamm Juda, diese ehemalige Hure zur Frau nahm, wurde Rahab zwar in das Volk Israel eingegliedert, aber man kann sich unschwer vorstellen, was die anderen Frauen über sie dachten und wie sie mit ihr umsprangen. Vielleicht hat Boas als kleiner Junge so manche Tränen im Gesicht seiner Mutter gesehen. Das machte ihn barmherzig und ritterlich und ließ ihn für andere Menschen, seinem Namen entsprechend, zur Stütze werden (Boas heißt Stütze).
In diesem Sinne wurde er auch zu einem Vorläufer des verheißenen Retters Jesus, denn wie Boas seine armen Verwandten loskaufte, indem er ihre Schulden übernahm, so hat Jesus jeden von uns freigekauft. Und wie Rut durch Boas einen Platz in der angesehnen Gesellschaft jener Zeit fand, so bekommen wir durch Jesus unseren rechtmäßigen Platz in jener neuen Welt, die er uns verheißen hat. Rut konnte Boas ganz und gar vertrauen, denn er wahrte ihre Würde und achtete ihre Freiheit. Genauso dürfen auch wir uns bei Jesus jederzeit sicher und geborgen fühlen, denn als unser Retter wird er auch heute seine Hände über uns halten.
Sylvia Renz
Quelle: Andachtsbuch des Advent-Verlags Lüneburg - mit freundlicher Genehmigung.