Andacht vom 15.12.2005:
Reinste Liebe
Christus opferte sein Leben für uns; daran haben wir erkannt, was Liebe ist. 1. Johannes 3,16 (Die Gute Nachricht)
"Du bist einfach zu gut für mich. Ich habe deine Liebe gar nicht verdient", sagte meine Freundin einmal zu mir. Nun, jeder von uns hört gern, dass er von anderen Menschen geschätzt wird, aber wie kann man denn "zu gut" sein? Als Kompliment empfand ich das jedenfalls nicht, eher als Ausdruck mangelnden Selbstwertgefühls: Ich bin es nicht wert, dass ein anderer mich liebt, weil ich meine eigenen Fehler und Schwächen nicht ausstehen kann.
Geht es uns nicht in unserer Beziehung zu Gott manchmal genauso? Ich jedenfalls habe mich schon oft gefragt, ob ich seine unerschöpfliche Liebe überhaupt verdient habe. Ist Gott nicht tatsächlich viel "zu gut", sprich: "zu gütig" zu mir?
Wenn mich jemand liebt, dann möchte ich diese Liebe erwidern oder zumindest annehmen. Das gelingt mir aber nur, wenn ich selbst begriffen habe, dass Gott mich trotz all meiner Schwächen wirklich liebt und bereits angenommen hat.
Eine lebendige Beziehung zu Gott, das ist es, was uns Christen von anderen Menschen unterscheidet. Dabei spielt es letztlich keine Rolle, ob mich meine Mitmenschen wegen meiner vermeintlichen Fehler und Unzulänglichkeiten ausgrenzen oder gar verachten, und es tut auch nichts zur Sache, welche dieser Unzulänglichkeiten ich an mir selbst nicht leiden kann. "Durch Jesus Christus, unseren Herrn, hat Gott uns seine Liebe geschenkt. Darum gibt es in der ganzen Welt nichts, was uns jemals von Gottes Liebe trennen kann." (Rö 8,39 GN)
Wir dürfen niemals vergessen, dass Jesus für alle Menschen gestorben ist und uns damit seine unendliche Liebe bewiesen hat. Weil das so ist, sollten wir uns an jedem neuen Tag bewusst machen: Auch ich bin es wert, geliebt zu werden, denn ich darf täglich von Gottes Liebe leben.
Manuel Boenke
Quelle: Andachtsbuch des Advent-Verlags Lüneburg - mit freundlicher Genehmigung.