Andacht vom 11.01.2006:
Wissen und Weisheit
Durch Lernen und Erfahrung habe ich [Salomo] ein ungeheures Wissen erworben. Doch als ich darüber nachdachte, was Wissen eigentlich wert ist und was der Kluge dem Dummen und Beschränkten voraushat, erkannte ich: Auch die Bemühung um Wissen ist Jagd nach Wind. Prediger 1,16.17 (Die Gute Nachricht)
Immer mehr Quizshows flimmern über die bundesdeutschen Mattscheiben. Kinder und Jugendliche, die Jahre lang "keinen Bock" auf Lernen und Allgemeinbildung hatten, kauften Bücher, die sie "quizfest" machen. Auf einmal hat Wissen einen Wert- man könnte damit bei einer Fernsehshow prahlen und Tausende Euro gewinnen!
Nicht erst seit der Pisa-Studie dämmert den Leuten, dass eine gute Bildung ein Kapital fürs Leben darstellt. "Wissen ist Macht", hat ein kluger Kopf gesagt. Und trotzdem kommt der weise Salomo zu dem resignierten Urteil: "Wer viel weiß, hat viel Ärger. Je mehr Erfahrung, desto mehr Enttäuschung." (Pred 1,18 GNB)
Als Salomo das erkannte, beschloss er, das Leben in vollen Zügen zu genießen. Er wollte im Hier und Jetzt glücklich sein. Aber auch das erwies sich als unbefriedigend. Sogar seine überragenden Leistungen in Kunst, Literatur und Architektur gaben seinem Leben keinen Sinn. "Alles war letztlich sinnlos - als hätte ich versucht, den Wind einzufangen! Es gibt auf der Welt keinen bleibenden Gewinn", schlussfolgert er (Pred 2,11 Hfa).
Der Mensch findet keine echte Sicherheit in seinem Wissen, auch nicht in dem, was er besitzt oder was er geleistet hat. "Ich habe über alles nachgedacht und bin zu der Einsicht gekommen, dass auch die Klugen und Rechtschaffenen in allem, was sie tun, von Gott abhängig sind." (Pred 9,1 GNB) Damit kommt Salomo wieder auf seinen ursprünglichen Wunsch zurück. Als blutjunger König sehnte er sich nach einer engen Verbindung mit seinem Schöpfer, um richtig urteilen und entscheiden zu können. Folgendes Lebenskonzept schlägt er vor: "Genieße jeden Tag ... Denn das ist der Lohn für die Mühsal ... Wenn sich die Gelegenheit bietet, etwas zu tun, dann tu es mit vollem Einsatz. Denn du bist unterwegs zu dem Ort, von dem kein Mensch wiederkehrt." (Vers 9.10 GNB) Und dann fasst er sein ganzes Buch zusammen in dem einen Satz: "Nimm Gott ernst und befolge seine Gebote! Das ist alles, worauf es für den Menschen ankommt." (Pred 12,13 GNB)
Sylvia Renz
Quelle: Andachtsbuch des Advent-Verlags Lüneburg - mit freundlicher Genehmigung.