Andacht vom 10.01.2006:
Heraus aus dem Dschungel
Weise mir, HERR, deinen Weg, dass ich wandle in deiner Wahrheit; erhalte mein Herz bei dem einen, dass ich deinen Namen fürchte. Psalm 86,11
Ein deutscher Tourist kam in eine lebensbedrohliche Situation, als er an einer Urwaldexpedition in Venezuela teilnahm. Mitten im Dschungel verlor er den Anschluss an die Gruppe, als er zurückblieb, um einige Fotos zu machen. Als er entdeckte, dass er allein war, lief er los, um die anderen zu finden. Doch er nahm den falschen Weg. Um den größten Hunger zu stillen, aß er Blätter und rote Ameisen. Doch die Ameisen verbrannten seine Zunge, sodass er kaum noch essen konnte. Am dritten Tag dachte er daran, einen Abschiedsbrief an seine Familie zu schreiben. Mit letzten Kräften legte er auf der Sandbank eines Flusses mit Stöcken ein SOS-Zeichen. Das sah der Pilot eines Hubschraubers, der den Erschöpften rettete.
Geistlich gesehen ist auch jeder Christ auf der Wanderung durch die Wildnis. Nicht umsonst sprach Jesus von dem "schmalen Weg", den nur wenige finden (Mt 7,14). Im Dschungel dieser Welt droht dem, der den Weg des Glaubens gehen will, von vielen Seiten die Gefahr der Verführung. Lüge wird als Wahrheit verkauft, Sünde verlockend angeboten. Deshalb hat Jesus seine Gemeinde gegründet und sie mit allen Informationen über den richtigen Weg ausgestattet. Das Wort Gottes ist ihr Kompass, und der Geist Gottes der richtige Deuter. Die Einladung, an dieser gesicherten "Expedition" teilzunehmen, erreicht jeden Menschen. Doch viele meinen, die Gemeinde nicht zu brauchen. Sie glauben auf ihre Weise an Gott und meinen, das genüge. Der Geist unserer Zeit, der einen übertriebenen Individualismus fördert, bestätigt sie darin.
Mancher, der den Weg einmal in der Gemeinschaft der Gläubigen begonnen hat, blieb irgendwo stehen, abgelenkt von dem, was am Rand des Weges so interessant erschien. Was wird er tun, wenn er plötzlich merkt, dass er allein ist?
Es gilt, fest bei der Gemeinde zu bleiben, der Gott sein Wort und seine Wahrheit anvertraut hat. Auf uns selbst gestellt können wir den verschlungenen Pfad nicht überschauen. Wir dürfen aber dankbar sein, dass Gott alles getan hat, damit wir den Weg zu ihm nicht verfehlen.
Konrad Edel
Quelle: Andachtsbuch des Advent-Verlags Lüneburg - mit freundlicher Genehmigung.