Andacht vom 03.03.2006:
Der Blick fürs Wesentliche
Um das bete ich, dass eure Liebe noch mehr und mehr überströme durch Erkenntnis und alles Feingefühl, um das Wesentliche richtig zu erfassen ... Philipper 1,9.10a (W. de Boor)
Mit den Christen in Philippi ist Paulus besonders herzlich verbunden. Seinen Brief an sie aus dem Gefängnis beginnt er wie üblich mit Dank und Fürbitte. Sein Gebet enthält auch den Wunsch, dass ihre "Liebe immer noch reicher" werde durch genaue Erkenntnis und jede Art von Urteilsvermögen oder Feingefühl (Phil 1,9 nach dem Grundtext). Welch ein Gebet: noch reicher werden in der Liebe! "Es gibt in unserem Christenstand etwas, das unbegrenzten Wachstums fähig ist: die Liebe." (Werner de Boor)
Das soll einmal durch Erkenntnis und zum andern durch Urteilsvermögen und Feingefühl geschehen. Erkenntnis bezieht sich vor allem auf Gott und Christus.
Wachstum in der Liebe durch Urteilsvermögen und Feingefühl soll vornehmlich die zwischenmenschlichen Beziehungen verbessern. Die meisten Störungen untereinander geschehen ja nicht aus Bosheit, sondern aus unserem Mangel an Urteilsvermögen und Feingefühlt. Antoine de Saint Exupery hat den Wunsch formuliert: "Schenk mir das Fingerspitzengefühl, um herauszufinden, was erstrangig ist." Genau darum geht es auch Paulus. Kann man das lernen? Hilft uns Gott dabei, wenn wir ihn darum bitten?
Auf welchen Nebenschauplätzen tummeln oder streiten wir uns zuweilen und verlieren dabei das Wesentliche aus den Augen! Wie viel völlig Unbedeutendes führt da und dort zu Auseinandersetzungen.
"Christus, Mitte unseres Lebens" ist nicht nur ein schönes Lied. Er will unser Urteilsvermögen und Feingefühl erweitern und vertiefen, damit wir das Wesentliche richtig erfassen. Das Gebet des Paulus für die Philipper gilt auch uns! Wollen wir es - nicht nur heute - in unser persönliches Beten übernehmen? Die Liebe zu unserem Nächsten ist ja "die Erfüllung des Gesetzes" (Rö 13,10) und nach Jesu Aussage das Kennzeichen wahren Christseins (Jo 13,35).
Joachim Hildebrandt
Quelle: Andachtsbuch des Advent-Verlags Lüneburg - mit freundlicher Genehmigung.