Andacht vom 09.06.2006:
Hirnlos?
Verlass dich auf den HERRN von ganzem Herzen und verlass dich nicht auf deinen Verstand. Sprüche 3,5
Ein hochbegabter Student dringt in ein fremdes Computernetz ein. Als man ihn stellt, zeigt er sich verwundert. Seine Philosophie lautet: "Warum sollte ich nicht in ein fremdes Haus gehen? Solange ich nichts mitnehme oder beschädige, tue ich nichts Falsches." Da scheint eine Generation mit völlig neuen Wert- und Moralvorstellungen heranzuwachsen. Man spricht vom "neuen Sinn", der besonders das Denken junger Leute prägt. Kann sich ein solches Denken noch mit biblisch-christlichem Gedankengut identifizieren? Kann man dem Menschen der Postmoderne - also unserer Zeit - überhaupt noch Wahrheit und Werte vermitteln?
Umfassende Studien zeigen, dass unser Verstand neue Grenzlinien für seine Arbeit gezogen hat. Feine Anreize werden ausgefiltert, nur plakativere, gröbere Mitteilungen werden noch registriert. Neue Stimulationen spielen eine Rolle. Die "Reizüberflutung" ist dabei wahrscheinlich ein wichtiger Faktor. Unser Gehirn muss auswählen, um sich vor Überlastung zu schützen.
Die Medien drängen uns in immer kürzeren Phasen ihr breites Spektrum von Nachrichten auf. Die Zunahme der Informationen in der heutigen Welt, verbunden mit einer abnehmenden Fähigkeit oder Bereitwilligkeit, diese Eindrücke aufzuarbeiten, führt zu Veränderungen beim Aufnehmen und Speichern von Reizen in unserem Verstand. Der Sinn verflacht, ein Buch wird nur noch überflogen, Bemerkenswertes kommt unter die Räder. Mitgefühl kann bei so vielen Anlässen einfach nicht mehr direkt, ehrlich und intensiv sein. Der Verstand verliert mehr und mehr die Kraft, Ankommendes gerecht zu beurteilen. Vieles bleibt unbewertet oder wird vernachlässigt. Widersprüchliches bleibt stehen - ohne die notwendige Klärung.
Wie wesentlich ist es da, Gott und nicht den Verstand an die erste Stelle zu setzen! Deshalb "gedenke an ihn in allen deinen Wegen, so wird er dich recht führen." (Spr 3,6)
Gunter Schmidt
Quelle: Andachtsbuch des Advent-Verlags Lüneburg - mit freundlicher Genehmigung.