Andacht vom 16.06.2006:
Das christliche Hühnerhaus
Wir wollen aufeinander Acht geben und uns gegenseitig zur Liebe und zu guten Taten anspornen ... Und das umso mehr, als ihr doch merken müsst, dass der Tag näher rückt, an dem der Herr kommt! Hebräer 10,24.25 (Gute Nachricht Bibel)
In einer seiner gleichnishaften Erzählungen schreibt Wolfgang Vorländer: "Wenn im Dorf der Hahn kräht, wird es Morgen. Wenn der Hahn nicht kräht, ist entweder der Morgen noch nicht da - oder mit dem Hahn stimmt etwas nicht. Ich habe den Eindruck, dass mit den Hähnen und Hennen im , Hühnerhaus der christlichen Gemeinde' eine Menge nicht stimmt. Sie bemerken den kommenden Morgen nicht. Sie treten nicht durch den Ausschlupf nach draußen. Sie fliegen nicht auf Pfähle und Pfosten, um den Morgen anzukündigen und die Menschen zu wecken, da es Tag wird. Die einen hocken auf ihren Stangen und schlafen. Sie meinen, es müsse vor Anbruch des Morgens schon taghell sein, um Anlass zu haben, die Stimme zu erheben.
Die andern sind zwar wach, aber sie hocken nur da und putzen ihr Gefieder - als sei davon schon je ein Mensch wach geworden, um den Morgen zu begrüßen, dass ein Hahn oder Huhn im Stall seine Federn putzt.
Und dann gibt es da welche, denen jedes Zeitgefühl für Abend und Morgen abhanden gekommen ist. Sie streiten nämlich auf der Stange um den besten Platz und hacken aufeinander ein. Wer etwas von Hähnen versteht, weiß, dass so etwas nur bei Einbruch der Nacht passiert, wo man sich einen guten Schlafplatz erkämpfen will. Wenn im Stall gegackert, geflattert und gehackt wird, bricht die Nacht herein. Das weiß der Bauer - und legt sich schlafen." (Aus: "Wie in einem Spiegel", CVH, Stuttgart)
Dem ist nicht viel hinzuzufügen. Wer schläft, kann andere nicht wecken und versäumt den Anbruch des Tages. Auch vom Streit der Christen wacht die Welt nicht auf. Wenn sie ihn denn wahrnimmt, macht sie sich nur darüber lustig oder wendet sich ab. Deshalb gehört es nicht zu den Aufgaben der Christen zu schlafen oder zu streiten. Christus will, dass wir seinen Tag ankündigen - den Tag, an dem es wieder hell wird in unserer Welt.
Albrecht Höschele
Quelle: Andachtsbuch des Advent-Verlags Lüneburg - mit freundlicher Genehmigung.