Andacht vom 13.08.2006:
Zwangsbeglückung
Ich bete zu Gott, dass eure Liebe immer reicher wird an Einsicht und Verständnis. Philipper 1,9 (Gute Nachricht Bibel)
"Ich habe es doch nur gut gemeint!" verteidigt sich jemand und darin schwingen Entrüstung, Enttäuschung, Bitterkeit, Frustration mit. Da fühlt sich einer missverstanden und als Opfer von Undankbarkeit oder ungerechten Vorwürfen. Es war doch so gut gemeint!
Oft wird versucht, Bedürfnisse zu stillen, die der andere eigentlich nicht hat. Diese "Zwangsbeglückungen" gehen von eigenen Motivationen oder Vorlieben aus. Wenn wir wirklich lieben wollen, müssen wir die wahren Bedürfnisse des anderen treffen. Und wenn wir diese nicht genau kennen, sollten wir sie erforschen.
Das gilt genauso für die Liebe zu Gott. Was unternehmen religiöse Menschen nicht alles, um Gott ihre Liebe zu beweisen. Vielleicht lässt sich auch mancher dazu verleiten, Gott irgendwelche Opfer zu bringen, um ihn "zufrieden zu stellen". Dabei ist Gott doch gerade deshalb Mensch geworden, um eine Liebesbeziehung zwischen ihm und uns zu ermöglichen. Man will auch keinen Ehemann, der genau Buch führt, um seine Frau täglich mit fünf Küssen und wöchentlich einem Blumenstrauß "zufrieden zu stellen". Sie möchte eine Liebesbeziehung, keine Versorgungsgemeinschaft erleben.
Wie sieht aus dieser Perspektive unsere Beziehung zu Gott aus? Starten wir Gott gegenüber "Zwangsbeglückungen", so dass wir seine Bedürfnisse, die er uns gegenüber hat, "befriedigen"? In Gottes Wort lesen wir viel darüber. Im Alten Testament hören wir Gott beispielsweise zu seinem Volk sagen: "Eure ... Opfer sind mir zuwider ... Hört auf mit dem Geplärr eurer Lieder!" (Am 5,22.23) Warum? Es wären Fehlbefriedigungen. Und an anderer Stelle heißt es - als Saul Gott ein ganz besonderes religiöses Opfer bringen will: "Wenn du dem HERRN gehorchst, ist das besser als ein Opfer." (1. Sam 15,22 GNB)
Im ersten Kapitel des Philipperbriefes bittet Paulus darum, dass die Liebe der Christen zunehmen möge an "Einsicht und Verständnis". Hier trifft er den Nagel auf den Kopf. Nächstenliebe kann nur dann wirksam sein und Frucht bringen, wenn sie lernt, die tatsächlichen Bedürfnisse besser zu erkennen und mit Verständnis und Feingefühl darauf zu reagieren.
Beate Strobel
Quelle: Andachtsbuch des Advent-Verlags Lüneburg - mit freundlicher Genehmigung.
