Verfasser: | Mag. Claudia Flieder |
Erschienen in: | Top Life Aktuell 1102 |
Angstfrei leben
Ängste - sie begleiten uns von der Kindheit an. Können Sie sich noch an die Angst vor dem Krokodil unter dem Bett erinnern? Vor dem Versagen in der Schule, vor der finsteren Nacht, vor dem Verlassenwerden oder dem Ausgeschlossensein aus einer Clique? Schon vergessen – oder sind Ängste auch heute noch in Ihrem Leben gegenwärtig?
Dabei ist festzuhalten, dass Angst ursprünglich eine wichtige Schutzfunktion in unserem Leben einnahm. Stellen Sie sich vor, Sie hätten keine Angst vor dem Feuer, vor einem Abgrund, vor Schmerz und Gefahr - Sie würden permanent tödliche Risiken eingehen und Ihr Leben aufs Spiel setzen. Ein Mensch mit stabilem seelischem Gleichgewicht und gesunden psychischen Abwehrkräften kann auch mit der Angst gut umgehen - doch davon sind wir heute weit entfernt. Tatsache ist, dass seelische Probleme und psychische Störungen heute zunehmen und immer mehr Menschen unter Defiziten in ihrem Gefühlshaushalt leiden. So verwundert es auch nicht, dass Ängste zum Problem werden. Doch was ist es eigentlich, was uns da so quält und die Lebensfreude raubt?
Ängste lassen sich in verschiedene Kategorien einordnen. Selbstverständlich gibt es die Ängste, die mit dem Wohl anderer Menschen zu tun haben. Doch wir wollen uns jetzt den Ängsten zuwenden, die mit uns zu tun haben - und da gibt es zum einen die Versorgungsängste - also die Sorge, materiell nicht ausreichend abgesichert zu sein. Aber auch die Versagensängste setzen uns ganz schön zu, mit anderen Worten die Befürchtung, nicht genug Anerkennung zu bekommen. Und zum Dritten sind noch die Verlustängste zu erwähnen, das heißt das Bangen, das zu verlieren, was uns auf unserem Lebensweg Halt und Orientierung geben soll. Tja, und weil uns Ängste unsere Lebensfreude so sehr vermiesen, lassen wir nichts unversucht, sie wieder loszuwerden. Geld, Macht, Sex, Genuss, Zerstreuung - vielfältig sind die Mittel, wie Menschen gegen dieses Gespenst Angst vorgehen. Bloß: So leicht lässt es sich nicht vertreiben. Angst ist hartnäckig, da sie an die Wurzeln unserer Existenz und unserer Grundbedürfnisse rührt. Heißt das also, wir sind den Ängsten unseres Lebens hilflos ausgeliefert? Nicht, wenn man jemanden kennt, der größer ist als die Angst. Was wir damit meinen?
Es war ein Urlaub am Meer. Caroline saß mit ihren Eltern im Boot, als Wind aufkam und die Wellen höher schlugen. Das kleine Mädchen bekam Angst. Caroline streckte die Hand aus – und ihre Mutter ergriff sie, hielt die kleine zitternde Hand ganz fest. Augenblicklich beruhigte sich das Kind. Caroline hatte keine Angst mehr. Sie wusste sich sicher und geborgen. Ihre Mutter war ja bei ihr. Alles würde gut werden. DAS ist das Rezept gegen Angst. Zu spüren, dass man nicht alleine ist. Dass jemand in der Angst da ist. Das macht den Unterschied: Sich sicher zu wissen, weil jemand da ist, der auch mit meiner Lebenssituation umgehen kann, dem mein Problem nicht zu groß ist.
Wenn Sie Gott kennen, wissen Sie, von wem wir reden. Nicht umsonst ruft er dem Menschen in der Bibel immer zu: "Fürchte dich nicht! Ich bin mit dir." Wenn Sie Gott noch nicht kennen, dann denken Sie an Caroline. Gott ist da und hat die Lage im Griff - auch die Ihres Lebens. Oder wie Dietrich Bonhoeffer es ausdrückte: "Wer das Morgen ganz in die Hand Gottes legt und heute ganz empfängt, was er zum Leben braucht, der alleine ist wahrhaft gesichert."