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Verfasser: Pierre Intering
Erschienen in:Top Life Magazin 3 / 2007

Trinken bis zum Umfallen

Über eine unglaubwürdige Debatte über Alkohol

Es würde mich nicht überraschen, wenn das Wort "Komatrinken" zum Wort des Jahres gewählt werden würde. Nicht nur das "Saufen" selbst, sondern auch die Berichterstattung darüber scheint in einen regelrechten Sport auszuarten. Man könnte meinen, dass das Trinken von Alkohol bis zum Umfallen erst jetzt erfunden wurde. Man schreit entsetzt auf, dass schon Kinder die Grenzen des Möglichen ausloten. In den letzten Wochen gab es fast jeden Tag irgendeine Meldung in dieser Richtung. Das Thema wird aber genauso schnell wieder verschwinden, wie es gekommen ist. Ändern wird sich nicht viel. Es wurde schon vorher bis zum Umfallen getrunken und das wird auch in Zukunft wohl so bleiben.

Wieso ich so etwas behaupten kann? Nun, weil man bei dieser Angelegenheit, im Gegensatz zur Nikotindebatte, ziemlich inkonsequent ist. Das ist recht milde ausgedrückt. Wir sind entsetzt, wie ein 12-Jähriger nur so dumm sein kann, sich so sinnlos zu betrinken. Wir diskutieren über die Ursachen. Hat die Jugend keine Perspektiven mehr, keine Ziele, wird sie von der Familie vernachlässigt oder einfach nur von schlechten Freunden verführt?

Diese Fragen mögen durchaus berechtigt sein, sie gehen aber am Kern der Sache vorbei. Welchen Unterschied, bitte, macht es, wenn sich Erwachsene volllaufen lassen, damit sie immer "fröhlicher" und "mutiger" werden, bis man sie schließlich unter dem Tisch hervorziehen muss? Selbst wenn es nicht so weit kommt, stellt sich die Frage, was daran so toll ist, nicht mehr Herr seiner eigenen Sinne zu sein, Unsinn zu tun und noch viel mehr solchen zu reden und schließlich nicht mehr recht zu wissen, wie man nach Hause gekommen ist? Der "Kater" am nächsten Morgen ist nur eine vergleichsweise harmlose Folge der Unvernunft.

Unendliches Leid ist dem Alkohol zuzuschreiben. Angefangen von furchtbaren Verkehrs-, Arbeits- und Freizeitunfällen über zahlreiche organische Erkrankungen bis hin zu unsäglich leidvollen Familientragödien – die Liste, die uns kaputt, krank oder unfähig zu einem glücklichen Leben macht, ist erschreckend lang. In unregelmäßigen Abständen erreichen uns zwar warnende Stimmen, die aber im Vergleich mit den griffigen Schlagzeilen wie beim Komasaufen kaum registriert werden.

"Alkohol ist nicht nur wegen der Verbreitung, sondern auch wegen der organschädigenden Wirkung eine der gefährlichsten psychoaktiven Substanzen", so Univ.-Prof. Michael Musalek, Leiter des Anton-Proksch-Instituts (API), gegenüber dem KURIER.

"In einer Studie für die EU-Kommission wird Alkohol zum dritthöchsten von 26 Risikofaktoren für die Gesundheit der EU-Bürger erklärt. Nur Rauchen und Bluthochdruck bergen ein größeres Risiko als Alkohol. In der Untersuchung wird Alkoholkonsum für den Tod von 195.000 Menschen pro Jahr verantwortlich gemacht. Rund 23 Millionen Europäer gelten als alkoholabhängig. Die Deutsche Hauptstelle für Suchtgefahren spricht von 42.000 Menschen in Deutschland, deren Tod direkt oder indirekt auf Alkoholkonsum zurückzuführen ist." wissen.de, 10/06

Kann es sein, dass wir zu einer grundsätzlichen Entscheidung aufgerufen werden? Dass Alkohol eine legale Droge ist, lernt man in jeder Schule – nein, man hört es nur. Lernen tut man es dort nicht. Im Gegenteil. Maturareisen sind nicht selten der krönende Höhepunkt – auch was Alkohol betrifft. Die Reise selbst wurde aus den Einnahmen der Maturafeier finanziert, auf der sich die legale Droge Alkohol als wichtigste Einnahmequelle erwies. Hauptkonsumenten waren da wieder mal junge Menschen. Aber die Lehrer sind ja dabei ...

Erst wenn das Thema Alkohol zu einer grundsätzlichen Debatte führt, wird das Entsetzen über die Alk-Leichen glaubwürdig. Wahrscheinlich wird dies aber Wunschdenken bleiben, weil im Gegensatz zu Nikotin eine weit größere wirtschaftliche Abhängigkeit besteht. Allein an der Herstellung von Alkohol sind 750 000 Menschen in Europa beschäftigt. Zu dieser Zahl kommen die vielen Arbeitsplätze, die mit dem Vertrieb und dem Verkauf der vergorenen Säfte zu tun haben.

Es gibt sicher manche Themen, die man von zwei Seiten betrachten kann. Beim Thema Alkohol fällt mir das schwer. Der Schaden und das Leid, das durch diese Droge angerichtet wurde und weiterhin täglich wird, lässt mich einen überzeugten Verweigerer sein.

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