Andacht vom 28.10.2006:
Weisheit gefällig?
Falls jemand von euch nicht weiß, was der Wille Gottes in einer bestimmten Sache ist, soll er um Weisheit bitten. Ihr wisst doch, wie reich Gott jeden beschenkt und wie gern er allen hilft. Also wird er auch euer Gebet erhören. Jakobus 1,5 (Hoffnung für alle)
Eine klare, eindeutige Anweisung. Da scheint einer genau zu wissen, was zu tun ist. Die Aussage des Jakobus ist wohl jedem Leser, der an Gott glaubt, ein Trost und eine Ermutigung; beim ersten Lesen vielleicht auch ein Aha-Erlebnis. So einfach ist das also, Gottes Willen in einer bestimmten Angelegenheit zu erfahren. Die Formulierung des Apostels klingt so entschieden, dass es eigentlich keinen Zweifel daran geben kann, dass Gott uns Weisheit gibt.
Und wie sind unsere Erfahrungen mit diesem Text? Uneingeschränkt positiv? Den Willen Gottes zu erkennen kann so leicht sein, wenn wir in der Bibel eine klare Aussage Gottes zu diesem Thema finden, beispielsweise in den Zehn Geboten. Aber für manche Entscheidung scheint sich kein Bibeltext zu finden, der uns Gottes Willen erkennbar machen würde, oder?
Doch, genau dieser Text aus dem Brief des Jakobus. Er lädt uns ein, unser Defizit an Weisheit durch Gottes unerschöpfliche Weisheit ausgleichen zu lassen. Wir müssen uns nicht erst lange den Kopfüber unser Problem zerbrechen. Wir dürfen uns direkt im Gebet an Gott wenden. Und dann fällt die Lösung für das Problem wie automatisch "vom Himmel"!?
Mag sein, aber ich kenne auch andere Beispiele. Die Weisheit, die Gott uns als Antwort auf unser Gebet schenkt, fällt uns nicht unbedingt in den Schoß. Jakobus schreibt ja von der Weisheit, um die wir Gott bitten sollen und die er schenkt. Das muss nicht zwangsläufig heißen, dass mir selber sofort klar wird, was Gottes Wille ist. Weisheit von Gott kann auch bedeuten, dass mir ein neuer Gedanke kommt, der mir bei der Entscheidung weiterhilft. Es ist auch möglich, dass die Weisheit darin besteht, auf einen Menschen zu hören, durch den Gott zu mir spricht. Die geschenkte Weisheit kann auch dadurch sichtbar werden, dass ich innerlich das Problem an Gott abgebe oder erst bereit werden seine Antwort zu erkennen, statt meine Wunschantwort zu Gottes Antwort zu erklären.
Gott schenkt seine Weisheit auf viele verschiedene Arten, sicher ist aber, dass er uns damit beschenkt, wenn wir ihn vertrauensvoll darum bitten (V. 6).
Sandra C Wieschollek
Quelle: Andachtsbuch des Advent-Verlags Lüneburg - mit freundlicher Genehmigung.