Andacht vom 04.11.2006:
Wachsen auch Erwachsene?
Wachset aber in der Gnade und Erkenntnis unseres Herrn und Heilandes Jesus Christus. 2. Petrus 3,18
Es war für unsere drei Kinder immer ein besonderes Vergnügen, in gewissen Zeitabständen zu sehen, wie viel sie gewachsen waren. Ein weißes Türfutter musste als Messlatte herhalten. Oben waren ihre Namen geschrieben und darunter - mit seitlichem Datum - zeigten Bleistiftstriche die "Höhenmarken". Leider unterbrachen häufige Wohnungswechsel während der starken Wachstumszeiten der Kinder den großen Überblick, aber unterschiedliche "Schübe" im Wachstumswettbewerb blieben erkennbar. Jeder Zentimeter Differenz wurde bejubelt.
Dieser Tage fand ich in einem Buch denselben Vorgang beschrieben. Ein nachdenklicher Junge allerdings ging einen Schritt weiter. Er schaute dem Vater ins Gesicht und fragte: "Vater, wächst du auch noch?" Kinder fragen unbekümmert so direkt. Und Erwachsene dürfen über ihre Antwort nachdenken.
Freilich, die Zahl der Jahre wächst ohne unser Zutun, die der Falten im Gesicht meist auch. Wenn das aber die einzigen Wachstumsparameter bleiben und höchstens noch die Schulden dazukommen, wird es bedenklich. In einer Statistik der DDR in den Siebzigerjahren wurden der ansteigende Zuckerverbrauch und die Zunahme des Fleischverzehrs als positive Wachstumsindikatoren bejubelt. Es hätte bloß noch gefehlt, dass auch die Zunahme von Krankentagen und Operationen gefeiert worden wäre!
Petrus geht es um ein anderes Wachstum. Er möchte, dass unsere Erkenntnis dessen zunimmt, was Jesus Christus für uns getan hat. Vor allem aber möchte er, dass wir Jesus besser kennenlernen, denn das ist "ewiges Leben" (Jo 17,3).
Übrigens: Wachsen ist in jeder Lebensphase möglich. Und das nicht nur in der Erkenntnis, sondern vor allem am inneren Menschen. Wachsen macht Freude. Ich kann es bezeugen.
Felix Schönfeld
Quelle: Andachtsbuch des Advent-Verlags Lüneburg - mit freundlicher Genehmigung.
