Andacht vom 06.11.2006:
Es ist alles getan!
Als nun Jesus den Essig genommen hatte, sprach er: Es ist vollbracht! und neigte das Haupt und verschied. Johannes 19,30
Sie machte sich Selbstvorwürfe. Sie hatte doch alles getan für ihre Kinder: Sie hatte versucht, ein Vorbild zu sein, sie war ihnen immer mit Liebe begegnet. Sie hatte natürlich auch Fehler gemacht, aber sie war sich sicher, dass sie ihr Bestes gegeben hatte. Dennoch waren beide Kinder nun nicht mehr in der Gemeinde und vom Glauben wollten sie nichts mehr wissen. Sie war verzweifelt.
Wir strengen uns an, damit das, was wir tun, ein Erfolg wird. Doch ab einem bestimmten Zeitpunkt haben wir die Dinge nicht mehr selbst in der Hand. Da liegt es nicht mehr an uns, wie es weitergeht. Es gibt Umstände, die wir nicht mehr beeinflussen können. Und aus den Kindern werden Erwachsene, die selbst und frei entscheiden, wie sie mit dem umgehen, was wir ihnen nahe gebracht haben. Kinder gehen ihren eigenen Weg und wir können sie nicht hindern, wir können sie nur begleiten. Vieles liegt nicht in unserer Hand, auch wenn wir gern die Kontrolle darüber behielten. Wir können nur loslassen und akzeptieren: Ich kann nichts mehr tun.
"Es ist vollbracht!", rief Jesus aus, bevor er starb. Er hatte alles getan, um seinen Auftrag zu erfüllen, die Menschheit zu retten. Etwa drei Jahre lang hatte er den Menschen das Evangelium gepredigt und sie geheilt. Er hatte Jünger berufen und sie ausgebildet. Er hatte sich ans Kreuz nageln lassen und starb für die Sünden der gesamten Menschheit. Jeder Mensch hatte nun die Möglichkeit, durch den Glauben an ihn errettet zu werden. Aber wie viele haben seine Erlösung angenommen?
Die Macht Gottes hört da auf, wo die Freiheit des Menschen beginnt, sich für Gott oder gegen ihn zu entscheiden. Es ist wichtig für uns zu erkennen, dass diese Entscheidung in unserer Verantwortung liegt, und sie anzunehmen.
Roland Nickel
Quelle: Andachtsbuch des Advent-Verlags Lüneburg - mit freundlicher Genehmigung.
