Andacht vom 25.11.2006:
Licht am Ende des Tunnels
[Jesus sagte:] Die Starken bedürfen des Arztes nicht, sondern die Kranken. Matthäus 9,12
Seit den Katastrophen der letzten Jahre passieren wir Tunnel nicht mehr so fröhlich und unbeschwert wie früher. Am schlimmsten ist der Anfang, die Beklemmung beim Hineinfahren. Am schönsten ist der Augenblick, wo das Ende sichtbar wird und das Sonnenlicht hereinleuchtet. Das sind die beiden Seiten des Tunnels. Doch es gibt noch eine dritte: oben, über dem Tunnel.
Wer dort umherspaziert, weiß vielleicht nicht mal, dass unter ihm ein Tunnel ist.
Jesus wendet sich nicht an die über dem Tunnel, die Starken, immer Heiteren. Sie nehmen das Leben von der leichten Seite, wissen nichts von Finsternis und Abgrund. Liegt es daran, dass ihr Leben anders verläuft, glücklicher?
Groß ist das Heer der Bedenkenträger und Schwermütigen, derer, die von Angst geplagt sind. Freilich, die Psychologen trösten uns: Das seien die Feinfühligeren, die tieferen Charaktere. Gern wird in diesem Zusammenhang Goethe zitiert: "Alles geben die Götter, die unendlichen, Ihren Lieblingen ganz, Alle Freuden, die unendlichen, Alle Schmerzen, die unendlichen, ganz."
Viel Trost ist das für die Traurigen allerdings nicht. Entscheidend für mich ist, ob ich am Anfang des Tunnels bleibe und ins trostlose Dunkel starre oder ob ich mich mitnehmen lasse an das andere Ende, dorthin, wo das Licht aufleuchtet, das "Licht in der Finsternis": Jesus Christus. (Jo 8,12) Von ihm weiß ich mich auch in größter Not umfangen und gehalten. Von ihm weiß ich, dass ich ihn sehen werde: wenn wir draußen stehen, ganz im Licht.
Dieter Leutert
Quelle: Andachtsbuch des Advent-Verlags Lüneburg - mit freundlicher Genehmigung.