Andacht vom 28.12.2006:
Wie weit stimmt das?
Denn du, HERR, segnest die Gerechten. Psalm 5,13
Manchmal würde ich gerne einen Blick in die Zukunft tun. Es würde mich beispielsweise interessieren, welche Ereignisse aus dem zu Ende gehenden Jahr sich noch in 10 oder 20 Jahren im kollektiven Wissen unserer Gesellschaft wiederfinden.
Immerhin gibt es weltweit bewegende Ereignisse, an die die Menschen sich zeitlebens erinnern: die Ermordung John F. Kennedys 1963, den Fall der Berliner Mauer 1989 oder den Anschlag auf das World Trade Center in New York 2001.
Wie aber ist das mit dem Segen Gottes? Wie tief prägt er sich uns ein und was nehmen wir davon als bleibende Erinnerung mit in die Zukunft? Hat Gott uns im vergangenen Jahr gesegnet? Was ist eigentlich gemeint, wenn es heißt "HERR, du segnest die Gerechten"?
Schnell haben wir positive Erfahrungen bei der Hand: Gottes Schutz in einem Unfall, seine Hilfe bei der Arbeit, die Wiederherstellung unserer Gesundheit, das zu Standekommen von Versöhnung, die Erfahrung, dass 90 Prozent des Einkommens zuzüglich Gottes Segen mehr ergibt, als wenn man Gott den Zehnten vorenthält und so über 100 Prozent des Einkommens verfügt.
Im gerade ablaufenden Jahr haben wir allerdings auch andere Erfahrungen gemacht: Da kam das lang ersehnte Kind behindert auf die Welt, das Gebet um einen neuen Arbeitsplatz wurde bisher nicht erhört, eine schlimme Krankheit hat ihren Tribut gefordert, jemand, den man sehr liebt, hat sich für ein Leben ohne Jesus Christus entschieden. Ist das gleichbedeutend mit dem Ausbleiben des göttlichen Segens?
Paulus erhielt von Gott die Antwort, dass dies spezielle Leid in seinem Leben aus göttlicher Sicht durchaus sinnvoll sei und ihm letztlich zum Segen dienen würde. Es ist schwer, dies innerlich anzunehmen, wenn man unmittelbar, vielleicht sogar existenziell von Sorgen, Problemen und Nöten betroffen ist. Doch kann das Segnen eines Gerechten aus der Sicht Gottes durchaus bedeuten, dass er einem Menschen manch Schweres nicht erspart.
Bin ich in diesem Jahr gesegnet worden? Diese Frage ist zu wichtig, um sie verallgemeinernd zu beantworten, und zu bedeutungsvoll, um ihr aus dem Weg zu gehen. Die Antwort, die ich finde, wird meine weitere Beziehung zu Gott beeinflussen.
Heinz-Ewald Gattmann
Quelle: Andachtsbuch des Advent-Verlags Lüneburg - mit freundlicher Genehmigung.