Andacht vom 30.05.2007:
Entmündigt?
Verlass dich auf den Herrn von ganzem Herzen, und verlass dich nicht auf deinen Verstand, sondern gedenke an ihn in allen deinen Wegen, so wird er dich recht führen. Sprüche 3,5.6
Verlass dich nicht auf deinen Verstand! Warum denn nicht? Gott hat uns doch den Verstand gegeben. Nur dadurch ist es möglich, Zusammenhänge zu erkennen und systematisch zu denken.
Der Verfasser dieser Verse ist sich dessen sehr wohl bewusst - und weiß doch gleichzeitig um die Begrenztheit allen menschlichen Wissens und Forschens, die häufig dazu führt, dass bestimmte Gesichtspunkte übersehen oder Fakten falsch gedeutet werden. Dennoch ist der Bibeltext nicht so zu verstehen, dass wir den Verstand nicht gebrauchen sollen. Im Gegenteil, er ist ein Geschenk Gottes. Aber es gibt noch eines dazu: das Vertrauen, das es auf Gott zu setzen gilt.
Ich gerate oft an die Grenzen meines Planens und Schaffens und muss feststellen, dass ich gewisse Gegebenheiten falsch eingeschätzt habe. Das macht mich unsicher und ängstlich. Wie gut tut es, in solchen Situationen zu wissen, dass ich mich ganz Gott anvertrauen kann. Er weiß den Weg und lässt ihn mich erkennen.
Wenn das Auto mal wieder streikt und der Bus zur Arbeit mir gerade vor der Nase wegfährt, dann ist er genauso bei mir wie in angsterfüllten Stunden vor einer Operation oder in einer sorgenvollen Nacht.
Gott möchte, dass wir ihm gerade in den alltäglichen Dingen, die uns bewegen, belasten und manchmal sogar gefangen nehmen, rückhaltlos vertrauen. Nur wenn wir zu ihm kommen und unsere Probleme und Ängste ganz und gar bei ihm abladen, kann Gott für uns wirken. Gott schenkt Freiheit und Lebensfreude, denn er liebt dich und mich.
Ernst Modersohn hat es so ausgedrückt: "Alles kann Gott, nur eines nicht: die enttäuschen, die ihm vertrauen."
Verlass dich ganz und gar auf Gott. Auch heute gibt es wieder Gelegenheiten dazu.
Dagmar Genzel
Quelle: Andachtsbuch des Advent-Verlags Lüneburg - mit freundlicher Genehmigung.
