Andacht vom 31.05.2007:
Wenn der Turm fällt ...
Der Mann sprach zu mir: "Gott liebt dich, Daniel! Steh auf und achte auf meine Worte, denn Gott hat mich zu dir geschickt." Zitternd stand ich auf. "Hab keine Angst!", ermutigte er mich. Daniel 10,11.12 (Hoffnung für alle)
Der kleine Robin saß auf dem Boden und spielte mit seinen Bauklötzen. Ich beobachtete ihn dabei in der Kindergruppe. Es war ein einfacher Turm, den er immer wieder aufbaute. Immer wieder, weil ein anderer Junge angekrabbelt kam und den Turm umwarf. Das machte ihm offensichtlich Spaß. Robin schrie verärgert auf, doch dann nahm er die Bauklötze und stapelte sie erneut aufeinander. So ging das eine ganze Weile.
Wir kennen solche Situationen auch in unserem Leben: Wir haben uns etwas aufgebaut - eine Freundschaft, eine Familie, ein Haus, den guten Arbeitsplatz - und dann wird es plötzlich zunichte gemacht. Die Freundschaft zerbricht, eine schwere Krankheit oder ein unerwarteter Todesfall in der Familie, die Arbeitsstelle gekündigt.
Viele Ältere kennen das aus einer schlimmeren Perspektive: Bombenangriffe, Zerstörung der Heimat, Vertreibung und Flucht. Nichts ist mehr so, wie es vorher war. Ich kenne das zum Glück nicht aus eigener Erfahrung, doch was ich täglich in den Medien sehe, reicht, um mir das Leid und den Schmerz ungefähr vorstellen zu können.
Der junge Daniel aus Jerusalem machte eine ähnliche Erfahrung. Kaum 18 Jahre alt wurde er in das fast 1.000 Kilometer entfernte Babylon verschleppt. Alle Träume für die Zukunft zerplatzen. Alle Pläne waren durchkreuzt. Echt dumm gelaufen, mag man denken.
Nicht so Daniel. Er vertraute auf seinen Gott. Dieser Gott würde schon einen Weg wissen. Damit hörten die Schwierigkeiten keineswegs auf, aber es machte Sinn, sich Gott anzuvertrauen, denn er hat den größeren Überblick. Über sechzig Jahre lang war Daniel der engste Berater mehrerer Könige und übte großen Einfluss aus. Und in der ganzen Zeit wich er nicht von Gottes Seite (siehe Da 6).
Auch heute erleben wir manche Widerwärtigkeiten. Irgendjemand krabbelt da heran und zerstört unseren mühsam aufgebauten Turm. Aber mit Gott an unserer Seite können wir neu beginnen. Wenn wir ihm vertrauen, macht das Sinn.
Stephan G. Brass
Quelle: Andachtsbuch des Advent-Verlags Lüneburg - mit freundlicher Genehmigung.
