Andacht vom 07.06.2007:
Christ sein und in der Welt sein
Zieht den neuen Menschen an, den Gott nach seinem Bild geschaffen hat und der gerecht und heilig lebt aus der Wahrheit Gottes, an der nichts trügerisch ist. Epheser 4,24 (Gute Nachricht Bibel)
Ein junger Mann sagte: "Ich will kein Christ werden." "Und warum?", fragte ihn sein Gegenüber. "Mein Bruder ist Christ geworden und sagt mir den ganzen Tag, was ich alles nicht tun darf."
Haben nicht viele Menschen solch ein Bild vor Augen: Einem Christen ist vieles verboten, er ist kleinkariert, weltfremd und glaubt an merkwürdige Lehren? Dafür gibt es leider zu viele Beispiele: Die gläubige Tante Rosina kann etwas nicht ausstehen, also dürfen Christen das natürlich auch nicht mögen. Ein "frommer" Christ meinte sogar: "Du musst so schnell wie möglich weg von dieser Welt und zu Gott gelangen. Das ist nur möglich, wenn du dich von der Welt abkehrst ..."
Im Kern ist diese Meinung zwar nicht verkehrt, aber in der Umsetzung völlig anders zu verstehen. Ein Christ ist derjenige, der Christus konsequent folgt. Gerade dann wird er ein fröhliches, lebensbejahendes Leben führen. Einer meiner Lehrer sagte einmal: "Verwurzelt in Christus sind wir offene, uns entfaltende Lebewesen. Er schenkt uns zwei Arten von Offenheit: für Gott und für die Welt. Das meint: Gott will uns mit seiner Kraft und seinem Geist erfüllen."
Gemäß der Bibel ist christliches Leben ein Dasein voll schöpferischer, fantasievoller Freiheit. Es entspricht dem Willen Gottes, dass Christen das Leben als Chance er-leben, fröhlich Gottes Willen zu verwirklichen. Dabei führt die Freude der Nachfolge Jesu nicht in den Ungehorsam, sondern zu der festen Überzeugung, dass Gott nur das Beste für mich will.
Christsein ist auch Training und Wachsamkeit. Es kann manchmal auch Kampf und Bereitschaft zum Leiden sein (siehe 1 Ko 9,24-27; 2 Tim 2,3). Aber niemals ist es weltfremd oder weltverneinend, sondern immer offen für Gott und die Welt zugleich.
Wenn wir so unser Leben zu Gottes Ehre gestalten, verstehen wir seine Weisungen und die ethischen Normen der Bibel nicht als Verbote, sondern als Angebote zu einem lebenswerten Leben.
Verbunden mit Christus leben Christen liebevoll miteinander und nicht, um sich gegenseitig zu reglementieren oder das Leben einzuengen, auch wenn manchmal gegenseitige Ermahnung nötig ist (siehe Kol 3,16). Sie treten mit einer suchenden Haltung für die Wahrheit ein. Sie stehen einander als Freunde bei. Und sie stehen in Liebe und Toleranz mitten im Leben, um Gott und der Gesellschaft zu dienen.
Albrecht Höschele
Quelle: Andachtsbuch des Advent-Verlags Lüneburg - mit freundlicher Genehmigung.