Andacht vom 05.08.2007:
Durchleuchtet
Hast du denn Menschenaugen? Siehst du die Dinge nur von außen so wie wir? Hiob 10,4 (Hoffnung für alle)
Hiob kann nicht verstehen, warum ihn so unsagbares Leid getroffen hat. Er sucht nach Gründen für das Unheil, das Gott über ihn kommen ließ. Doch er bleibt im Gespräch mit Gott. Er klagt und bittet: "Lass mich wissen, warum du mich vor Gericht ziehst." (V. 2) Er fragt: Hat Gott nur eine begrenzte Sehfähigkeit? Nimmt er wie wir Menschen nur das Äußerliche wahr und erkennt darum nicht meine Unschuld?
Die Bibel bezeugt an vielen Stellen das Gegenteil. Am schönsten und klarsten hat das David beschrieben. "Herr, du durchschaust mich, du kennst mich durch und durch. Ob ich sitze oder stehe - du weißt es, aus der Ferne erkennst du, was ich denke. Ob ich gehe oder liege - du siehst mich, mein ganzes Leben ist dir vertraut. Schon bevor ich rede, weißt du, was ich sagen will. Als ich gerade erst entstand, hast du mich schon gesehen. Alle Tage meines Lebens hast du in dein Buch geschrieben - noch bevor einer von ihnen begann!" (Ps 139,1-4.16 Hfa) Von Jesus heißt es: "Ihm brauchte niemand zu sagen, mit wem er es zu tun hat, denn er wusste, was im Herzen jedes Menschen vor sich geht." (Jo 2,25 Hfa) Wenn ich das auch könnte! Wie oft täusche ich mich in dem Anderen, weil ich nur sehe, was vor Augen ist, und ihm nicht ins Herz schauen kann, die Hintergründe seines Wesens und die Beweggründe seines Handelns nicht kenne.
Aber würde ich mir wünschen, dass mich jeder andere "durch und durch" kennt? Bin ich nicht froh, dass manches vor meinen Mitmenschen verborgen bleibt? Wäre es nicht beängstigend, wenn alles in meinem Leben anderen offenbar wäre?
Doch Gottes Sehen und Kennen macht mir keine Angst, ich bin ja durch den Glauben sein Kind geworden, ich habe Christus als meinen Erlöser angenommen. Dann gilt Jesu Zusage auch für mich: Wer an ihn glaubt, hat das ewige Leben und kommt nicht ins Gericht (Jo 5,24). Unter diesem Vorzeichen befreit Gottes Sehen und Kennen, wie es David besungen hat, von Sorge und Angst und stärkt mein Vertrauen. Ich weiß mich in jeder Lebenssituation bei ihm geborgen.
Wilhelm Hey, der Dichter des Kinderliedes "Weißt du, wie viel Sternlein stehen", hat das in der letzten Strophe so treffend ausgedrückt, wie es nicht besser gesagt werden kann: Gott "kennt auch dich und hat dich lieb".
Joachim Hildebrandt
Quelle: Andachtsbuch des Advent-Verlags Lüneburg - mit freundlicher Genehmigung.