Andacht vom 01.10.2007:
Ausgenommen Ausnahmen!
Und Gott sah an alles, was er gemacht hatte, und siehe, es war sehr gut. 1. Mose 1,31a
Wir saßen gemeinsam am Frühstückstisch. Unsere Kinder, gerade in den ersten Schuljahren, versuchten mit ihrem Wissen zu imponieren. Jeder von ihnen bemühte sich zu beweisen, dass er bereits mehr wusste als seine Geschwister oder zumindest mit ihnen mithalten konnte. "Also", sagte Anne, "in Polen spricht man polnisch und in Frankreich französisch." "In Italien", ergänzte Martin, "da spricht man italienisch und in Ungarn reden alle Leute ungarisch." "Und welche Sprache sprechen die Menschen in Luxemburg?", fragte ich in die Runde. Anne stutzte, überlegte einen kurzen Moment und kam dann auf die Antwort: "Na, da spricht man natürlich luxisch."
Es wäre ja auch zu schön, wenn es nicht immer diese leidigen Ausnahmen gäbe. Keine Regel ohne Ausnahme! Nicht nur die Jugendlichen in Schule und Ausbildung beißen sich daran die Zähne aus.
Ausnahmen sind schrecklich, oder? Doch gerade die Ausnahmen malen ein vielfältiges Bild unseres Lebens. Was wäre, wenn alles stets gleich, immer logisch und ständig angepasst wäre? Wir sehen es ja an uns selbst.
Da gibt es die vermeintlichen "Norm-Menschen", die uns als schlanke, gut aussehende Models in Katalogen und in der Werbung mit ihrem permanenten Lächeln beglücken - und es gibt uns. Wir sind dick oder dünn, klein oder groß. Einige sind klüger, andere wieder geschickter. Wir sind nicht alle gleich - äußerlich und auch innerlich - und wir reagieren und denken auch unterschiedlich. Doch macht nicht gerade diese Vielfalt und Unterschiedlichkeit unsere ganz persönliche Schönheit aus?
Die Vielfalt erkennen wir nur, wenn wir genau hinsehen, bereit sind, Neues zu entdecken und Ungewohntes kennen zu lernen. Jeder von uns tut dies auf seine ganz persönliche Art und Weise. Und schon König David kam ins Staunen, als er das entdeckte: "Großartig ist alles, was du Gott geschaffen hast - das erkenne ich!" (Ps 139,14b Hfa)
Wenn uns heute dieser Blick gelingt und wir über die Vielfalt und Unterschiedlichkeit des Lebens staunen können, dann brauchen wir uns nicht gleich zu ärgern, wenn der andere einmal nicht so reagiert, wie wir es eigentlich erwartet hätten.
Johannes Hartlapp
Quelle: Andachtsbuch des Advent-Verlags Lüneburg - mit freundlicher Genehmigung.