Andacht vom 16.10.2007:
Russische Freundschaft
Nehmt euch der Hungernden an, und gebt ihnen zu essen, versorgt die Notleidenden mit allem Nötigen! Dann wird mein Licht eure Finsternis durchbrechen. Die Nacht um euch her wird zum hellen Tag. Immer werde ich euch führen. Auch in der Wüste werde ich euch versorgen, ich gebe euch Gesundheit und Kraft. Ihr gleicht einem gut bewässerten Garten und einer Quelle, die nie versiegt. Jesaja 58,10.11 (Hoffnung für alle)
Es war kurz nach dem Zweiten Weltkrieg. Deutsche Kriegsgefangene arbeiteten in einer großen russischen Stadt auf einer Baustelle. Neben ihrem Arbeitsplatz verlief eine verkehrsreiche Straße. Während der Mittagszeit blieben nur zwei Mann auf der Baustelle zurück. Die Gefangenen bekamen nur wenig zu essen und waren deshalb immer hungrig.
Plötzlich sahen die beiden Männer, wie sich ein etwa 15-jähriger russischer Junge einen Weg durch den Straßenverkehr suchte und dann zu ihnen lief. Er schaute sie an, griff in die Hosentaschen und holte aus jeder einen großen Kanten Brot heraus. Als er ihre freudige Überraschung sah, sagte er: "Ich weiß, dass ihr Hunger habt. Ich möchte das Wenige, das ich selbst habe, mit euch teilen." Dann erzählte er ihnen, dass sein Vater und seine Brüder im Krieg gegen Nazideutschland gefallen seien und er jetzt als Waisenjunge in dieser Stadt lebe.
Zwei Milliarden Menschen können sich nicht satt essen. Zig Millionen verhungern jedes Jahr. Tausende Kinder sterben in den Armen ihrer Mütter, die nichts zu essen für sie haben. Zur selben Zeit produzieren die reichen Nationen Nahrung im Überfluss und vernichten einen Teil davon, um die Preise stabil zu halten.
Jesus sagte zu seinen Jüngern: "Gebt ihr ihnen zu essen." (Mt 14,16) Würden alle Christen diesen Auftrag erfüllen, müssten viele Menschen nicht hungern. Und Gott würde sie reichlich segnen, wie unser Text zeigt.
Der russische Jugendliche wollte das Wenige, das er hatte, mit den Feinden seines Landes teilen. Möge es in dieser Welt, in der täglich so viel Böses geschieht, immer wieder Menschen geben, die Böses durch Gutes besiegen, die sich der Hungernden annehmen und den Notleidenden beistehen. Damit würde ein Zeichen der Hoffnung gesetzt.
Helmut Mayer
Quelle: Andachtsbuch des Advent-Verlags Lüneburg - mit freundlicher Genehmigung.