Andacht vom 24.11.2007:
Die gedruckte Lüge
Sag nichts Unwahres über deinen Mitmenschen. 2. Mose 20,16 (Hoffnung für alle)
"Tätervolk" war das Unwort des Jahres 2003. Diese Wahl rief noch mal den Skandal um den Bundestagsabgeordneten Hohmann in Erinnerung. Auf Grund einer Rede in seinem Wahlkreis wurde er unter anderem als "Antisemit schlimmster Sorte" abgestempelt und auf eine Stufe mit Hitlers Propagandachef Goebbels gestellt. Die CDU-Fraktion schloss ihn schließlich aus.
Doch gab es auch ganz andere Beurteilungen seiner Rede. Sie behaupten, Hohmann sei Opfer einer falschen Berichterstattung geworden. In einem Interview wurde er gefragt, wie er sich erkläre, dass der Satz in seiner Rede, es sei falsch, die Juden oder ein anderes Volk als "Tätervolk" zu bezeichnen, in der Berichterstattung fast nirgends auftauche. Seine Antwort: "Es ist kaum zu erklären. Nachdem die falsche Überschrift ("CDU-Abgeordneter nennt Juden ,Tätervolk' auf der Internetseite der Tagesthemen) ... veröffentlicht war, gab es fast nur noch ein Heulen mit den Wölfen.
Die Bereitschaft zu eigenständiger Recherche und eigenständiger Beurteilung geht bei manchen Themen eben gegen Null. Die Leute wollen dann auf der richtigen Seite gestanden haben; Fakten spielen keine Rolle mehr. Das ist ein massenpsychologischer Vorgang." (idea Spektrum 4/2004, S.21)
Was sich hier auf politischer Bühne weit über die Grenzen Deutschlands hinaus abgespielt hat, wiederholt sich täglich auf allen Ebenen menschlicher Gemeinschaft. Wie oft übertraten wir dabei das neunte Gebot, meist ohne es überhaupt zu merken. Nicht umsonst appelliert Gott in seinem Wort immer wieder an uns, das Reden zu kontrollieren und auf Wahrheit und Wahrhaftigkeit zu achten. Von Alexander dem Großen heißt es, dass er sich immer ein Ohr zuhielt, wenn jemand zu ihm kam, um einen anderen zu verklagen. Er begründete das so: "Ein Ohr muss ich aufsparen für das, was der andere dazu zu sagen hat."
"Du brauchst nicht von der Wahrheit abzuweichen! - weder, um den Nächsten schlecht zu machen - noch um dein Versagen zu vertuschen - weder zu deiner eigenen Bequemlichkeit - noch weil andere es von dir verlangen. Die Lüge macht das Zusammenleben der Menschen auf die Dauer zur Hölle. Ich, der allmächtige Gott, habe Vertrauen zu dir. Du kannst es dir leisten, Vertrauen zu schenken und Vertrauen zu schaffen." (Ernst Lange: Die zehn großen Freiheiten, Burck-hardthaus-Verlag 1968, S.8)
Joachim Hildebrandt
Quelle: Andachtsbuch des Advent-Verlags Lüneburg - mit freundlicher Genehmigung.