Andacht vom 04.06.2004:
Vergebung
Daran erkennen wir, dass wir aus der Wahrheit sind, und können unser Herz vor ihm damit zum Schweigen bringen, dass, wenn uns unser Herz verdammt, Gott größer ist als unser Herz und erkennt alle Dinge. 1. Johannes 3,19.20
Meine Großmutter war über 90 und mittlerweile ein Pflegefall. Sie konnte kaum sprechen, aber immer wieder kamen diese Worte über ihre Lippen: "Lieber Gott, vergib mir! Lieber Gott, vergib mir!" Was ging wohl in ihr vor? Bereits im Alter von 14 Jahren hatte sie sich für Gott entschieden und war den Weg mit ihm konsequent gegangen. Das Leben hatte ihr manches Opfer abverlangt, aber sie beklagte sich nie darüber. Eine gläubige Frau - kurz vor ihrem Tod von Schuldgefühlen geplagt?
Kennst du das auch: Du glaubst eine Schuld nicht loswerden zu können, obwohl du Gott und Menschen um Vergebung gebeten hast?
Wie kommt das? Was kann man dagegen tun?
In solchen Zeiten nie enden wollender Selbstanklage müssen wir unseren Gefühlen göttliche Verheißungen entgegensetzen: "Gott ist größer als unser Herz."
"Wenn wir unsre Sünden bekennen, so ist er treu und gerecht, dass er uns die Sünden vergibt." (1 Jo 1,9) "Wenn euch nun der Sohn frei macht, so seid ihr wirklich frei." (Jo 8,36)
Indem wir uns fest an diese Zusagen halten, richten wir den Blick von uns weg auf unseren himmlischen Vater und seinen Sohn Jesus Christus. In diesem Aufblicken liegt die Chance, frei zu werden. Nicht meine Schuld soll länger im Mittelpunkt stehen, sondern die Vergebung, die Jesus für mich ermöglicht hat. Meine Schuld mag noch so groß sein, aber die göttliche Vergebungsbereitschaft ist in jedem Fall größer. Wem glaube ich eher: Gottes Wort oder meinem Gefühl?
Bärbel Scharberg
Quelle: Andachtsbuch des Advent-Verlags Lüneburg - mit freundlicher Genehmigung.