Andacht vom 14.03.2008:
Kleine Sünden bestraft der Herr sogleich ...
Denn wenn jemand das ganze Gesetz hält und sündigt gegen ein einziges Gebot, der ist am ganzen Gesetz schuldig. Jakobus 2,10
Als ich die Zeitungsmeldung las, glaubte ich an einen Scherz: Ein Student hatte für etwa 0,2 Cent Strom gestohlen. Der Bundesgrenzschutz hatte ihn mit seinem Laptop ertappt, den er gerade an einer Steckdose des Bahnhofes auflud. Der Staatsanwalt äußerte jedoch, dass das Verfahren wahrscheinlich eingestellt werde. Ich weiß nicht, was daraus geworden ist.
Ich habe lange nicht begreifen wollen, warum es bei Gott keinen Unterschied zwischen großen oder kleinen Sünden geben soll. Vor Menschen ist es wohl ein Unterschied, ob ich gemordet habe oder gelogen. Und vor Gott soll das gleich sein? Eines Tages jedoch gebrauchte mein Bibellehrer ein Bild, das mir half: Wenn ich in einen verbotenen Garten eindringe, ist es gleich, an welcher Stelle ich über den Zaun gelange. Ich bin im verbotenen Gebiet.
Man könnte natürlich versuchen, mit dem Problem so umzugehen, wie ich als Kind unterrichtet wurde: Vermeide alle kleinen Sünden, dann begehst du auch keine großen. Das ist aber völlig falsch. Das Problem der Sünde ist bereits gelöst, und zwar durch Jesus. Er starb für alle Sünden der Welt, die "kleinen" und die "großen", für die Morde und für die Lügen. Die Sünde, also die Trennung von Gott, hatte viele kleine und große sündige Taten zur Folge, die gegen Gottes Willen gerichtet waren. Für alle diese Taten und für ihre Ursache - die Kluft zwischen Gott und Mensch - ist Jesus gestorben und hat damit die Voraussetzung geschaffen, dass jeder Mensch sich seine Sünden vergeben lassen kann und zu einem Leben in der Nachfolge Jesu ermutigt wird.
In unserem Leben geht es nicht darum, möglichst viele Sünden zu vermeiden, sondern den zu lieben, der für mich starb. Er darf mir dann sagen, was ihm nicht gefällt. Er gibt Kraft, sündige Neigungen zu überwinden und neue Sünde zu vermeiden. Und wenn das nicht ganz gelingt: Seine Vergebungsbereitschaft ist unendlich.
Jochen Graupner
Quelle: Andachtsbuch des Advent-Verlags Lüneburg - mit freundlicher Genehmigung.