Andacht vom 24.04.2008:
Hören oder zu-hören?
Jesus aber antwortete ihm: Das höchste Gebot ist das: "Höre, Israel, der Herr, unser Gott, ist der Herr allein..." Markus 12,29
Hörst du noch gut? Meine Frage zielt nicht auf die Funktionstüchtigkeit deines Hörorgans oder Hörgerätes ab. Mir geht es um das "Hinhören" und um das Verarbeiten und Anwenden des Gehörten. Mein Alltag sieht oft anders aus. Da redet meine Frau mit mir, ich aber höre nur mit "halbem Ohr" oder gar nicht zu, weil mich gerade eigene Gedanken ganz in Anspruch nehmen. Als sie innehält und fragt, wie ich über das Gesagte denke, bin ich um eine Antwort verlegen und frage zurück: "Was hast du eben gesagt?" Wenig schmeichelhaft für mich, nicht gerade ermutigend für meine Frau.
Könnte es sein, dass es uns mit Gott ähnlich geht? Meinst du, schon alles vorher zu wissen und deshalb nicht mehr so genau hinhören zu müssen? Oder geht es uns nicht eher so, wie es der Liederdichter Gerhard Valentin 1965 formulierte: "Täglich umgeben mich Worte und Stimmen, aber ich höre gar nicht mehr hin, denn deine Stimme höre ich nicht mehr heraus."?
Wie aber kann sich das ändern? Trotz der Reizüberflutung durch den Alltag gibt es Hoffnung auf einen Wandel, einen Neuanfang, denn Zuhören ist eine erlernbare Fertigkeit. Da gilt nach wie vor das Sprichwort: "Übung macht den Meister". Unsere Fähigkeit zuzuhören hängt zudem davon ab, wie viel Wert wir ihr beimessen und ob wir bereit sind, an einer stetigen Verbesserung dieser Fähigkeit zu arbeiten. Das heißt für unser geistliches Leben: Wie viel Bedeutung messe ich Gott zu? Was wäre ich ohne ihn? Er gibt doch meinem Leben Inhalt und Ziel. Es gibt deshalb nichts Wertvolleres, als auf seine Stimme zu hören.
Nimm dir deshalb Zeit dafür. Es kommt nicht auf die Dauer an, wohl aber auf das bewusste, aufnahmebereite Hören. Schaffe dir einen Freiraum in deinem Tagesablauf, in dem du alles andere zurückstellst und still werden kannst vor Gott. Ich weiß, dass dies regelrecht erkämpft werden muss, weil ja so vieles "Wichtige" auf uns einstürmt. Du kannst aber gewiss sein, Gott segnet das bewusste, aufmerksame Hören.
Klaus Heilmann
Quelle: Andachtsbuch des Advent-Verlags Lüneburg - mit freundlicher Genehmigung.