Andacht vom 01.05.2008:
Das Wachstum auf dem ,Weltenacker'
Du lässt Gras wachsen für das Vieh und Saat zum Nutzen des Menschen... Psalm 104,14
"Wie lieblich ist der Maien aus lauter Gottesgüt, des sich die Menschen freuen, weil alles grünt und blüht!" (Singt dem Herrn 157,1) Der Mai, der dritte Monat des römischen Kalenders, erhielt seinen Namen nach der Göttin "Maia". Sie war die Herrin des Ackerbaus, des Wachstums und der Fruchtbarkeit, auch "Frühlingsgöttin" genannt. Wir nennen den Mai zu Recht "Wonnemonat", weil es eine Wonne ist, nach der Winterstarre das neue Wachsen und Blühen erleben zu dürfen.
Lasst uns am Anfang des Wonnemonats über einige Bibelworte, die vom Wachsen sprechen, nachdenken. "Und Gott sprach: Es lasse die Erde aufgehen Gras und Kraut, das Samen bringe, und fruchtbare Bäume ... Und die Erde ließ aufgehen Gras und Kraut, das Samen bringt, ein jedes nach seiner Art, und Bäume, die da Früchte tragen, in denen ihr Same ist, ein jeder nach seiner Art." (1 Mo 1,1 lf.)
Dieses "Aufgehen" war nicht das Werk einer klugen Erde. Es war keine intelligente Natur, die es verstand, günstige Bedingungen auszunutzen und Leben zu entwickeln. Der Schöpfungsbericht sagt: "Und Gott sprach ... und es geschah so." Warum bloß müssen wir uns zergrübeln, ob es nicht auch anders, nämlich ohne Gott, hätte geschehen können?
"Der Acker ist die Welt." (Mt 13,38) Auf dem Weltenacker wachsen nicht nur Gras, Kraut und Bäume, da wachsen auch Menschen; und des Menschen Aufgabe ist es, den Acker zu bebauen und zu bewahren. Mehr und mehr haben wir diese Aufgabe vernachlässigt. Jesus vergleicht in einer seiner Bildreden die Menschen mit Unkraut und Weizen. Heute gibt es Mencschen, die davon überzeugt sind, klar erkannt zu haben, wer die "Unkrautmenschen" sind. Und sie haben sich vorgenommen, den Weltenacker vom Unkraut zu befreien. Unnachgiebig und konsequent soll es vom Erdboden vertilgt werden, wenn nötig mit Panzern und Raketen.
Jesus dagegen will, dass wir das Unkraut nicht mit Gewalt ausreißen! "Damit ihr nicht zugleich den Weizen mit ausrauft" (V. 29).
Die Geschichte hat zur Genüge gezeigt, dass Gewalt das falsche "Unkrautvertilgungsmittel" ist. Jesus hat uns ein besseres empfohlen: "Liebt eure Feinde und bittet für die, die euch verfolgen." (Mt 5,44) Und Paulus ergänzt: "Überwinde das Böse mit Gutem." (Rö 12,21) Leicht ist das nicht, wie jeder zugeben wird. Aber solches Verhalten steht unter Gottes Segen, wie jeder erfahren kann.
Lothar Reiche
Quelle: Andachtsbuch des Advent-Verlags Lüneburg - mit freundlicher Genehmigung.