Andacht vom 09.05.2008:
Biblische Hochkonjunktur
Jeder kann ungestört unter seinem Feigenbaum und in seinem Weingarten sitzen, ohne dass ihn jemand aufschreckt. Das verspricht der Herr, der allmächtige Gott! Micha 4,4 (Hoffnung für alle)
Ich bin in den 60er- und 70er-Jahren in der Nähe von Wolfsburg aufgewachsen. Mein Vater war Angestellter im Volkswagenwerk. Das war ein wirklich guter Arbeitsplatz. Er war praktisch unkündbar, so jedenfalls erschien es mir. Die Sozialleistungen und die Gehälter des VW-Werkes waren vorbildlich. Der Wohlstand in der Gegend um Wolfsburg blühte, die Häuser wurden schöner, die Autos größer und die Urlaubsreisen gingen in immer fernere Länder. Ich hatte das Gefühl, es würde immer so weitergehen. Angst um den Arbeitsplatz oder um die Zukunft kannten wir nicht.
Heute ist das anders. Alles ist unsicher geworden. Die Arbeitsplätze, die Rente und der Wohlstand sind in Gefahr. Wir müssen uns behaupten im Wettbewerb, sagt man, und damit ist unser Leben nicht mehr gesichert. Viele Menschen haben Angst vor Verarmung, Angst im Blick auf die Zukunft, Angst, dass das Geld nicht mehr reicht. Die Vorstellung vom ewig dauernden Wirtschaftswunder in unserem Land hat sich schon nach wenigen Jahrzehnten als fragwürdig erwiesen.
Feigenbaum und Weinberg waren in alttestamentlicher Zeit das Symbol für Frieden und Sicherheit in Israel. Oft genug wurde das den Menschen genommen. Sie wurden hin und her geworfen zwischen Mächten und Herrschern. Sie haben schwer gearbeitet, aber oft genug nicht für sich selbst.
Doch gerade in dieser Situation hat Gott eine Vision für die Gläubigen: Es wird Frieden und Sicherheit geben, Feigenbaum und Weinstock werden dein Eigentum sein. Du wirst das ernten, was du gesät hast, niemand wird dich aufschrecken und dir nehmen, was Gott dir geschenkt hat.
Die Sehnsucht nach Frieden und Sicherheit steckt auch in unserem Herzen. Wir träumen zwar nicht von Feigenbäumen und Weinbergen, wohl aber von einem eigenen Haus oder einem gesicherten Einkommen für die Zukunft. Was das deutsche Wirtschaftswunder nicht schafft, wird Gott seinen Kindern geben. Verlassen wir uns auf ihn und seine Verheißung und nicht auf menschliche Versprechungen und Zusagen, die immer unsicherer werden und oft genug nur noch billige Vertröstungen sind.
Was Gott, der Allmächtige, dagegen verspricht, wird er auch halten. Darauf können wir uns verlassen.
Roland Nickel
Quelle: Andachtsbuch des Advent-Verlags Lüneburg - mit freundlicher Genehmigung.