Andacht vom 13.05.2008:
Sichtweisen
Ich danke meinem Gott, sooft ich euer gedenke - was ich allezeit tue in allen meinen Gebeten für euch alle, und ich tue das Gebet mit Freuden... Philipper 1,3.4
Der Apostel Paulus hat eine Menge Briefe an damalige Gemeinden und Einzelpersonen im Mittelmeerraum geschrieben. Dreizehn davon sind erhalten geblieben und im Neuen Testament nachzulesen. Viele dieser Briefe haben trotz unterschiedlichen Inhalts einen unverwechselbaren Grundton. Der Epheserbrief etwa entfaltet das Thema "Gemeinde", im Galaterbrief geht es um das Verhältnis von "Gesetz und Evangelium", im Brief an die Philipper um "Dank und Freude".
Paulus schreibt, kurz ausgedrückt: "Immer wenn ich für euch bete, danke ich Gott." Wer für andere betet, denkt an sie und hat sie meist auch innerlich vor Augen. Jeder von uns denkt im Laufe des Tages an viele Menschen. Welcher Art sind diese Gedanken? Ich denke oft mit Freude an andere, manchmal aber auch beschämt, weil ich sie gekränkt oder ihnen Unrecht getan habe, hin und wieder auch mit Zähneknirschen, weil sie an mir schuldig geworden sind. Wie oft ist unser Denken an andere wirklich mit Dank verbunden? Haben wir es überhaupt schon versucht? Das könnte in der Familie beginnen und sich auf den Freundeskreis oder -wie bei Paulus - auf unsere Gemeinde ausdehnen.
Ich könnte beispielsweise so an meine Gemeinde denken: "Immer dieselben Gesichter, immer derselbe Gottesdienstablauf, immer dieselben Gesprächsgruppen, immer dieselben Lieder." Aber ich kann es auch ganz anders sehen: "Ich danke Gott, dass es in meiner Stadt Menschen gibt, die den gleichen Glauben haben wie ich; jede Woche kann ich mich mit ihnen zu Lob und Anbetung treffen. Danke Herr, dass es in meiner Gemeinde Menschen jeden Alters gibt, die den Gottesdienst und das Gemeindeleben mit ihren Gaben und Fähigkeiten gestalten und bereichern."
Wenn wir uns das öfter bewusst machten und dafür dankbarer wären, würden allein dadurch manche Irritationen behoben. Und viele Schwierigkeiten könnten gar nicht erst entstehen.
Paulus scheint das gewusst zu haben. Wenn er an die Christen in Philippi sinngemäß schrieb: "Immer, wenn ich für euch bete, danke ich meinem Gott", waren das nicht nur leere Worte!
Günther Hampel
Quelle: Andachtsbuch des Advent-Verlags Lüneburg - mit freundlicher Genehmigung.