Andacht vom 26.07.2008:
Schmutzwäsche gefällig?
Darum soll jeder sich selbst genau prüfen. Dann wird er sich über seine guten Taten freuen können, aber keinen Grund zur Überheblichkeit haben. Galater 6,4 (Hoffnung für alle)
In seinen Briefen geht es Paulus um die Gläubigen und die Gemeinde. Deshalb gibt er Ratschläge und warnt auch, wenn es ihm nötig erscheint. Und all das geschieht in der Vollmacht, die ihm Jesus gegeben hat.
Heutzutage erleben wir es zunehmend mehr, dass sich Leute gedrungen fühlen, die Fehler und das Versagen anderer aufzudecken, ohne dazu berufen zu sein. Sie gefallen sich darin, Probleme hochzuspielen oder ätzende Kritik zu üben, ohne auch nur eine Spur von Hilfe anzubieten. Natürlich weiß ich, dass meine Gemeinde nicht vollkommen ist - und ich bin es auch nicht. Aber wenn ich mich schon gedrungen fühle, auf "Missstände" hinzuweisen oder Negatives weiterzutragen, dann sollte es zuvor durch die bewussten drei Siebe gegangen sein: 1. Ist es wahr, was ich weitersagen will, oder ist es nur ein Gerücht? 2. Ist es gut für mich und die anderen? 3. Ist es wirklich nötig, darüber zu reden? Und wenn wir schon etwas zu "vermelden" haben, dann sollten wir uns zunächst einmal darüber klar werden, welches die eigentlichen Gründe sind, warum wir uns zu Wort melden.
Ich erinnere mich noch heute beschämt an ein Erlebnis, das schon sehr lange zurückliegt. Damals zogen Kollegen hinter dem Rücken eines anderen hemmungslos über ihn her. Und ich hörte begierig zu, weil auch ich diesen Mitarbeiter nicht besonders leiden konnte. Später wurde mir klar, dass mich das alles nur deshalb so brennend interessierte, weil es meine negative Einstellung bestätigte, mir Genugtuung und das wohlige Gefühl von Überlegenheit verschaffte.
Der Apostel Paulus hat gewusst, warum er Christen dazu aufruft, ihr eigenes Leben zu überprüfen, und warum er dringend davor warnt, sich zum Richter über andere aufzuspielen. Das erfordert ein hohes Maß an Einsicht und Selbsterkenntnis, die uns letztlich zur Sündenerkenntnis und zur Umkehr führen sollen.
Im Worte Gottes geht es vordringlich um das Verhältnis des Menschen zu Gott und zum Mitmenschen, nicht um Äußerlichkeiten, Traditionen oder Formen. Es würde uns und anderen gut tun, wenn wir den Rat des Apostels Paulus in Philipper 4,8 ernster nähmen: "Weiter, liebe Brüder: Was ehrbar, was gerecht, was rein, was liebenswert, was einen guten Ruf hat, sei es eine Tugend, sei es ein Lob - darauf seid bedacht!"
Heinz Weigmann
Quelle: Andachtsbuch des Advent-Verlags Lüneburg - mit freundlicher Genehmigung.