Andacht vom 25.08.2008:
Echt selten: Gottes Ausnahmen
Denn eine Menge Volk, vor allem von Ephraim, Manasse, Issachar und Sebulon, hatte sich nicht gereinigt und aß das Passa nicht so, wie geschrieben steht. Doch Hiskia betete für sie und sprach: Der Herr, der gütig ist, wolle gnädig sein allen, die ihr Herz darauf richten, Gott zu suchen, den Herrn, den Gott ihrer Väter, auch wenn sie nicht die für das Heiligtum nötige Reinheit haben. Und der Herr erhörte Hiskia und vergab dem Volk. 2. Chronik 30,18-20
"Ausnahmen bestätigen die Regel", sagt der Volksmund. Die Menschen sind so verschieden, die Welt ist so komplex, dass nicht alles in Regeln gefasst werden kann, die für alle gelten. Deshalb müssen wir immer mit Ausnahmen rechnen. Aber kann man "fünf gerade sein lassen", wenn es um Gebote und Gesetze Gottes geht?
Im Alten Testament, das uns häufig stark gesetzesorientiert erscheint, gibt es doch einige Ausnahmen von der Regel. Und Gott selbst ist es, der seine eigenen Anweisungen durchbricht. Denken wir nur an David, der von den Schaubroten aß und damit die Anordnungen für den Heiligtumsdienst missachtete (Mt 12,3.4).
Der heutige Andachtstext beschreibt, wie die Anweisung vom richtigen Halten des Passahfestes außer Kraft gesetzt wurden. Was war gesehen? König Hiskia war ein gottesfürchtiger Mann. Als er an die Regierung kam, wollte er den richtigen Gottesdienst wiederherstellen. Denn seine Vorfahren hatten die vorgeschriebene Anbetung Gottes aufgegeben und betrieben Götzendienst (2 Chr 29,1-6). Durch die Wiedereinführung des Passahfestes wollten der König, das Volk und die Priester zeigen, dass sie sich wieder Gott als ihrem Herrn zugewandt hatten. Das erforderte einige Vorbereitungen, die es unmöglich machten, die vorgeschriebenen Rituale einzuhalten (2 Chr 30,2.3). Zudem erfüllte das Volk nicht die inhaltlichen und geistlichen Voraussetzungen, um das Passah so zu essen, wie es in den heiligen Schriften geschrieben steht.
Doch der Mensch ist wichtiger als das Gesetz! Und Gott ist barmherzig. Es geht ihm letztlich nicht um buchstabengetreues Einhalten von Anweisungen. Er möchte, dass sich Menschen zu ihm bekehren. Und deshalb akzeptierte er, dass die Passahvorschriften nicht genau eingehalten wurden. Er hat dem Volk vergeben, er hat es angenommen trotz aller Unreinheit, er hat Israel eine neue Chance gegeben. Das gibt mir die Freiheit, auch mit meinen Mitmenschen barmherzig zu sein.
Roland Nickel
Quelle: Andachtsbuch des Advent-Verlags Lüneburg - mit freundlicher Genehmigung.