Andacht vom 06.10.2008:
Anders als gedacht
Als sich die Ankunft des Bräutigams verzögerte, wurden sie [die Brautjungfern] alle müde und schliefen ein. Matthäus 25,5 (Hoffnung für alle)
Zu meiner Arbeit als Vermessungstechniker in einem Ingenieurbüro gehörte das Fotografieren, Vermessen und Skizzieren von Unfallstellen. Meinem Chef oblag aufgrund meiner Vorarbeiten dann die Rekonstruktion des Unfallhergangs, und zwar rückwärts gerichtet, d. h. ausgehend von der Stellung des Fahrzeugs nach der Kollision bis zur Entstehung des Unfalls. Relativ häufig hörte ich ihn bei seiner Arbeit murmeln: "Es ist doch immer das Gleiche." Was hatte er damit gemeint?
Sehr viele der Unfälle innerhalb geschlossener Ortschaften geschehen, weil sich die Erwartungshaltung des nachfolgenden Fahrers nicht erfüllt hat.
Wir fahren z. B. hinter jemandem her, der den rechten Blinker betätigt. Weil wir erwarten, dass er nach rechts abbiegt, reduzieren wir die eigene Geschwindigkeit, um nicht aufzufahren. Doch ein plötzlich vor ihm auftauchender Fußgänger lässt ihn nicht so flüssig abbiegen, wie wir erwartet haben, und da unser Sicherheitsabstand auf störungsfreies Abbiegen angelegt und damit zu gering ist, "schnuppern" wir ungewollt an seiner Stoßstange - ein klassischer Auffahrunfall. Nicht erfüllte Erwartungshaltung.
Wir Christen haben auch eine Erwartungshaltung: Wir warten auf die Wiederkunft unseres Herrn Jesus Christus und hoffen, dass es bald so weit ist. Das taten die zehn Brautjungfern auch, von denen in unserem Bibeltext die Rede ist. Doch weil sich ihre Erwartung nicht erfüllte, sondern der Bräutigam sich verspätete, "wurden sie alle müde und schliefen ein." (V. 5)
Wie steht es mit dir und mit mir? Sind wir vorbereitet? Haben wir das "Blinken", die Zeichen der Zeit, richtig gedeutet? Was ist, wenn sich die Erfüllung unserer Erwartung hinauszögert? Verlieren wir dann das Interesse und "schlafen ein", oder nutzen wir die Zeit des Wartens, um noch möglichst viele unserer Nächsten zu "warnen", damit sie keinen "Auffahrunfall" erleiden, wenn sich ihr "Sicherheitsabstand", ihre Erwartungen als falsch herausstellen sollten?
Ich wünsche dir und mir heute den Blick für Menschen, denen wir von unserer froh machenden Erwartung der baldigen Wiederkunft unseres Herrn Jesus Christus erzählen können. Ich wünsche dir einen gesegneten Tag.
Holger Hentschke
Quelle: Andachtsbuch des Advent-Verlags Lüneburg - mit freundlicher Genehmigung.