Andacht vom 09.10.2008:
Stress lass nach!
Marta aber war sehr beschäftigt mit vielem Dienen; sie trat aber hinzu und sprach: Herr, kümmert es dich nicht, dass meine Schwester mich allein gelassen hat zu dienen? Sage ihr doch, dass sie mir helfe! Lukas 10,40 (Elberfelder Bibel)
Marta liebte Jesus sehr und hätte bestimmt alles für ihn getan. Beim Lesen des Textes kam mir der Gedanke, ob sie auch zu den Menschen gehört, denen es schwer fällt, einfach einmal nichts zu tun. Marta verbrachte so viel Zeit damit, Jesus zu dienen, dass sie gar keine Ruhe hatte, sich an seiner Gegenwart zu freuen. Und je mehr sie arbeitete, desto mehr ärgerte sie sich darüber, dass ihre Schwester einfach nichts tat und zu Jesu Füßen saß, während sie sich abmühte. Letztendlich wurde ihr großes Engagement, das freudig begann, von Neid und Frust getrübt.
Finden wir uns nicht auch oft in dieser Rolle der Marta wieder? Wir lieben Jesus und seine Gemeinde von ganzem Herzen, bereiten tagelang schöne Gottesdienste und Gemeindefeste vor, scheuen dabei keine Kosten und Mühen, und sind dann, wenn es soweit ist, schon erschöpft und womöglich sogar enttäuscht über die anderen, die einfach nur kommen und sich an "unserem" schönen Gottesdienst erfreuen. Wir sind oft froh, wenn der Vormittag um ist und wir endlich in den wohlverdienten Mittagsschlaf sinken dürfen. Am Ende des Tages trösten wir uns damit und sagen: "Nun gut, einer musste diese Aufgabe ja übernehmen."
Das mag ja stimmen und ist auch gut und wichtig, doch Jesus betont immer wieder, dass unsere oberste Priorität die Beziehung zu ihm ist und nicht nur der Dienst für ihn. Oft ist dies zwar ein guter Weg, um Gott zu erfahren, doch es ist genauso wichtig, einmal nichts zu tun und zur Ruhe zu kommen. Wir brauchen diese Zeiten dringend, um bei Jesus aufzutanken.
Es fordert gerade von hoch engagierten und motivierten Christen viel Mut, Aufgaben abzugeben, einmal zurückzutreten, und anderen die Arbeit zu überlassen. Tun sie das, vermitteln sie dann den anderen das Gefühl, dass sie wichtig sind und gebraucht werden. Sie selbst wiederum bekommen dadurch die Gelegenheit, still zu Jesu Füßen zu sitzen und auf seine Worte zu hören.
Gabriele Baur
Quelle: Andachtsbuch des Advent-Verlags Lüneburg - mit freundlicher Genehmigung.