Andacht vom 23.10.2008:
Menschen ,in Bewegung'
Und als Jesus von dort wegging, sah er einen Menschen am Zoll sitzen, der hieß Matthäus; und er sprach zu ihm: Folge mir! Und er stand auf und folgte ihm. Matthäus 9,9
Vor Jahren las ich die Autobiographie eines englischen Kommunistenführers, in der der Autor beschreibt, wie er durch das Studium der fünf Gottesbeweise des scholastischen Theologen Thomas von Aquin von der Existenz Gottes und der Wahrheit der christlichen Religion überzeugt wurde.
Thomas hat seine Beweise aus der Existenz der Natur und ihrer Ordnung gewonnen. Gegen eine solche Annäherung an Gott ist absolut nichts einzuwenden, zumal auch der Apostel Paulus zustimmt, dass eine solche Betrachtung durch Anschauen und Nachdenken zielführend sein kann (Rö 1,19.20). Wenn wir aber nach Gott fragen, dann lenken die biblischen Zeugen unsere Augen weniger auf Natur und Geschichte als vielmehr auf Jesus, den Christus, der Gott geoffenbart hat, weil er selbst nicht nur Mensch, sondern auch Gott ist. Um Christus zu erkennen, darf man aber nicht nur über ihn nachdenken, sondern muss ihm auch nachzufolgen. In der Weg- und Lebensgemeinschaft mit Jesus lernen wir, wie er uns verändern wird.
So wurde auf dem Weg mit Jesus aus dem besitzorientierten Zöllner Matthäus ein Zeuge Gottes. So wurde auch auf dem Weg mit Jesus aus dem Schnellsprecher Petrus ein verinnerlichter, tief liebender Mensch, und aus dem "Donnersohn" Johannes wurde der Apostel der Liebe!
Die biblischen Zeugen verstehen daher Nachfolge nicht als ein gelassenes Nachgehen und Nachwandeln, sondern als ein engagiertes Laufen (Hbr 12,1). Paulus vergleicht sogar das Leben des Christen mit dem Laufen und Boxen der Athleten bei den Korinthischen Spielen.
Paulus spricht daher an anderer Stelle (Phil 3,12-14) vom Verfolgen des Ziels, was Luther sehr anschaulich mit Nachjagen übersetzt hat. Es ist also ein intensives, beständiges Laufen nach dem Ziel, nicht ein bequemes Jogging. Jesus sieht seine Jünger nicht als "easy rider", als "leichte Mitfahrer", sondern als engagierte Kämpfer und ausdauernde Läufer. In unserer Schwachheit geschieht es oft, dass wir nicht laufen, sondern kriechen, bald sogar stehen bleiben und versucht sind, zurückzuschauen und zurückzugehen. Aber aus der Weggemeinschaft mit Jesus empfangen wir Kraft zur Nachfolge, zum Nachlaufen und zum Nachjagen.
Herr, hilf uns, nicht nachzulassen und gib uns Kraft, dem Ziel nachzujagen!
Hans Heinz
Quelle: Andachtsbuch des Advent-Verlags Lüneburg - mit freundlicher Genehmigung.