Andacht vom 19.11.2008:
Schluss mit dem Vergessen!
Selig sind die Friedfertigen; denn sie werden Gottes Kinder heißen. Matthäus 5,9
In den letzten Jahren und Monaten des Zweiten Weltkrieges fielen Bomben auf zahlreiche Städte in unserem Land. In wenigen Minuten wurden Hamburg, Dresden, Berlin und viele andere Orte, ganze Dörfer, zerstört. Mit einem Mal musste auch die Zivilbevölkerung erfahren, dass der Krieg sie unausweichlich eingeholt hatte. Was wenige Jahre zuvor mit der Begeisterung vieler begonnen hatte, war nun ins Gegenteil umgeschlagen: Elend, Verzweiflung und Tod im eigenen Land. Nirgends war man mehr sicher und Tausende von Menschen waren auf der Flucht.
Wir leben heute mehr als 60 Jahre später. Die Generation derer, die das damals erleben musste, wird immer kleiner, und bald wird es keine Augenzeugen mehr geben. Wäre es da nicht an der Zeit, endlich dieses Kapitel unserer Geschichte zur Seite zu legen? Warum müssen wir immer wieder an diese 12 schlimmen Jahre erinnert werden, die schließlich im Untergang des Deutschen Reiches endeten? Wird es nicht Zeit, damit aufzuhören? Ich glaube nicht, denn wir vergessen doch so schnell, und dann wäre die Gefahr viel größer, womöglich die gleichen Fehler noch einmal zu begehen.
Wenn in diesen Tagen an den Gräbern der Bombenopfer von damals Kränze niedergelegt werden, dann ist dies nicht bloße Tradition. Die Kreuze auf den Gräbern erinnern uns an das eine, das große Kreuz, an dem Jesus Christus genauso unschuldig starb wie die Bombenopfer. Er wurde getötet, damit wir leben können, jetzt und in der Ewigkeit. Ohne Schuld ist er gestorben, damit wir lernen zu vergeben und selbst zu Menschen werden, die nicht Krieg, sondern Versöhnung bringen.
Das ist die Herausforderung, die auch heute bleibt. Wenn wir nach immer neuen Wegen suchen, die zum Frieden führen, dann brauchen wir keine Angst vor der Erinnerung an die Vergangenheit und dem Blick in die Zukunft zu haben.
Johannes Hartlapp
Quelle: Andachtsbuch des Advent-Verlags Lüneburg - mit freundlicher Genehmigung.