Andacht vom 04.07.2004:
Lebensfreude
Da merkte ich, dass es nichts Besseres dabei gibt als fröhlich sein und sich gütlich tun in seinem Leben. Denn ein Mensch, der da isst und trinkt und hat guten Mut bei all seinem Mühen, das ist eine Gabe Gottes. Prediger 3,12.13
Die Kunst der Lebensfreude - wie ein roter Faden zieht sich dieser Gedanke durch die zwölf Kapitel des oft viel zu wenig beachteten Buches Prediger. Von Lebensfreude - und wie man sie erlangt - reden und schreiben auch viele andere. Lebenskünstler aller Art preisen lautstark ihre Rezepte an. Wo liegt der Unterschied?
Entscheidend ist die Richtung unseres Lebens. Alle guten Gaben kommen aus Gottes Hand. IHN dürfen wir nicht vergessen. Ja, ohne den Vater im Himmel kann es tiefe, echte Freude am Leben nicht geben. Der gottlose Genießer greift eilig und begierig nach allem, was sich ihm bietet. Er ist ein unruhiger Konsument, getrieben von der Sorge, ja nichts zu verpassen, nicht zu kurz zu kommen. Christliche Lebensfreude ist frei von solcher Unruhe. Sie ist sich der göttlichen Führung gewiss.
Salomo empfiehlt uns, von der Hand in den Mund zu leben, besser gesagt: aus der Hand Gottes zu empfangen und darüber fröhlich und dankbar zu sein.
Matthias Claudius (1740-1815) hat dieses "Lebensrezept" in vorbildlicher Weise beherzigt. Von ihm können wir lernen. Er wusste, dass Gott unsere Bedürfnisse befriedigt, nicht aber unaufhörlich steigende Ansprüche. Der Wandsbecker Bote hatte begriffen, worauf es im Leben ankommt. Seine Dankbarkeit und Zufriedenheit lassen einen nicht ungerührt. Heutzutage ist es so: Je größer die Ansprüche und Wünsche werden, desto mehr schwindet die Dankbarkeit.
Matthias Claudius weist uns im Glauben den Weg zu einer Lebensweise, bei der man den Massentanz um das goldenen Konsumkalb nicht mitmacht, dafür aber Freude und Gelassenheit findet.
"Gott gebe mir nur jeden Tag, soviel ich darf zum Leben. Er gibt's dem Sperling auf dem Dach, wie sollt' er's mir nicht geben!"
Klaus Kästner
Quelle: Andachtsbuch des Advent-Verlags Lüneburg - mit freundlicher Genehmigung.