Andacht vom 30.11.2008:
Z e h n und nicht neun oder acht ...
Und er verkündigte euch seinen Bund, den er euch gebot zu halten, nämlich die Zehn Worte, und schrieb sie auf zwei steinerne Tafeln. 5. Mose 4,13
Ein "Dezimeter" ist ein Zehntel von einem Meter. Eine "Dezime" ist der zehnte Ton des Grundtons. Unser "Dezimalsystem" ist auf die Zehnzahl bezogen. Das "Dezem-virat" war das altrömische Zehnmännerkollegium. Und der "Dezember" war der zehnte Monat des römischen Kalenders. Weil unser Jahr nicht mehr, wie bei den Römern, mit dem März beginnt, sondern mit dem Januar, ist aus dem einst zehnten Monat der zwölfte geworden. Lediglich der Name erinnert noch an die alte römische Zählweise.
"Dezem", die Zehn, erinnert auch an viele biblische Begebenheiten: Daniel bat den Aufseher, der für die Versorgung der weggeführten Juden nach Babylon zuständig war: "Mach doch einmal zehn Tage lang einen Versuch mit uns ... lass uns Gemüse essen und Wasser trinken." (Da 1,12 GNB) Dann sollte er das Aussehen und die Fitness der Juden mit denen der Babylonier vergleichen. Der Test gelang, die Juden waren gesünder.
Auch in den Gleichnissen Jesu wird die Zehn oft erwähnt. Wir denken an die zehn Jungfrauen, die zehn Zentner oder die zehn Groschen. Zehn Aussätzige wurden von Jesus geheilt, aber nur einer von den zehn dankte es ihm (Lk 17,15.16).
Am bekanntesten und für uns wohl auch am bedeutendsten sind "die Zehn Worte", die Mose am Sinai von Gott erhielt. Gott gab uns diese Lebensregeln aus Fürsorge. Sie zwingen uns zu nichts. Wir können sie beachten, aber auch missachten. Freilich wird beides nicht ohne Folgen bleiben, und vielleicht hätten wir uns manche Not ersparen können, wären wir den göttlichen "Zehn Worten" immer gefolgt. Die Kommunisten formulierten zehn sozialistische Gebote. Der ehemalige Innenminister Kanther verfasste ein "Zehn-Punkte-Papier" gegen den Werteverfall. Letztlich sind alle diese Papiere nichts weiter als eine Art Kopie der Zehn Worte Gottes. "Zu allen Zeiten haben sich die Menschen Gedanken über die Grundordnung ihres Lebens gemacht und es ist eine überaus merkwürdige Tatsache, dass die Ergebnisse fast aller solcher Gedanken mit den Zehn Geboten weitgehend übereinstimmen" (Dietrich Bonhoeffer).
Gott, vergib uns, wo wir durch Übertretung deiner Zehn Worte, unser und das Leben anderer belastet haben. Lass deine lebendigen Worte in und durch uns Leben schaffen.
Lothar Reiche
Quelle: Andachtsbuch des Advent-Verlags Lüneburg - mit freundlicher Genehmigung.